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Auf der Suche nach dem Regenbogen (Fantasy)

  • Themenstarter Gelöschtes Mitglied 26332
  • Startdatum

Gelöschtes Mitglied 26332

Aus: Auf der Suche nach dem Regenbogen.
Der Anfang: Eine Ballade.


Thiaras Tod

Flammen lohen hochauf in die Vollmondnacht
Grausames wird in seinem Scheine vollbracht.
In die Lüfte erhebt sich ein laut gellender Schrei,
ein Menschenherz bricht leise klirrend entzwei.

Das Höllenfeuer knistert und prasselt gar laut
Es versengt Thiaras Henkern die eiskalte Haut.
Demütig haben sie heuer Gottes Amtes gewaltet,
in das sich scheinfromm die Inquisition geschaltet.

Um den glühenden Balken johlt die entfesselte Meute:
„Ewig brennen sollst Du, Braut aller Satansbräute.“
Eine grausige Wahrheit lag in dem Schreckensfluch
und wob ihren Mördern baldigst das Leichentuch.

Bis in alle Tage soll jener Balken lodernd brennen
und jene Heuchler auf ewig von Avalonia trennen.
Bei Vollmond wird sie das gerechte Schicksal ereilen
und auf ewig bis hin zu ihren Söhnen verweilen.

Und plagt uns Sünder noch so sehr das Gewissen:
Dies wird geschehen, solange wir Demut vermissen.
Niemand darf sich in Seine heilige Ämter schalten
und dreist das Werk Seiner gütigen Hände verwalten.

Habt Ihr verstanden, um was es sich hierbei handelt?
Lernet, Mensch, wie Gutes zum Bösen sich wandelt.
Vieles geschieht gegen der Himmelsmacht Willen,
um scheinbarer Jünger Durst nach Macht zu stillen.

Hört auf, nach unerreichbaren Dingen zu streben
und Ränke um das Schicksal der Erde zu weben.
Und sollte ich selbst auf dem Scheiterhaufen brennen:
Mich könnt Ihr niemals vom Regenbogenland trennen.

© Sina Katzlach​
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Gelöschtes Mitglied 26332

Vorwort:

Im Süden Dänemarks, an der Grenze zu Schleswig, befindet sich der Staat Sonderjylland - noch heuer. Zwischen Vilsby und Hadersleff, in einem fruchtbaren Tal zwischen Wäldern und lang gezogenen Gebirgsketten, liegt das Städtchen Oslinfjord, späterhin aus gegebenem Anlass in Thiaragard umbenannt.
Die kleine Stadt, anno dazumal mit dreißigtausend Einwohnern besiedelt, wurde im 13. Jahrhundert nach Christus unter dem Namen Oslinfjord von Pilgern gegründet. Im Jahre 1520 n. Chr. kam in einem feudalen Herrenhaus ein kleines Mädchen zur Welt. Von ihren Eltern, die von zwei alteingesessenen Adelsgeschlechtern - den Häusern de Vilje und da Mojna - abstammten, erhielt sie den Namen Thiara.

***​

Bereits im frühesten Kindesalter zeichnete sich eine Andersartigkeit bei dem Mädchen ab, die ihre Eltern ängstigte. Durch ein unerklärliches Phänomen wandelte sich das lange Blondhaar der Fünfjährigen in eine einzigartige, silbrige Farbe, die zudem metallisch glänzte. Ihre bis dahin blauen Augen veränderten sich in einen katzenhaften Grünton, der am Rande der Iris goldfarben umrandet war.
Darüber hinaus begann Thiara, mit Tieren und Pflanzen zu reden. Das kleine Mädchen verfiel des Öfteren in Trance und beherrschte in jenem unsäglichem Zustand, der ihr offensichtlich Schmerzen bereitete, eine unbekannte Sprache. Wenn sie aus ihrer Entrückung erwachte, nahm sie nichts mehr von ihrer Umgebung wahr und hatte alles vergessen.
Selbst ihre Haar- und Augenfarbe stieß in weitläufiger Umgebung bei der abergläubischen Bevölkerung auf großes Befremden. Hinter vorgehaltener Hand wurde gemunkelt, dass dieses Kind des Teufels sei.
Verschiedene Diener des Christentums gaben sich in dem schlossartigen Gebäude am Stadtrand die Klinke in die Hand, um das Rätsel, welches Thiara umgab, zu ergründen. Ein um das andere Mal wurde von den Befehlshabern der Stadt erwogen, das unheimliche Wesen aus dem Weg zu schaffen. Lediglich die Macht ihrer Eltern und der Respekt, der ihnen entgegen gebracht wurde, verhinderten ein größeres Unglück.
Das ansonsten hübsche Kind führte ein Leben wie im sprichwörtlichen Goldenen Käfig. Ständig war sie von Beschützern und Ammen umgeben. Im Alter von acht Jahren bekam Thiara auf eigenen Wunsch eine Garde von fünf Privatlehrern zur Seite gestellt. Diese unterrichteten sie in den Fächern Lesen und Schreiben, Mathematik, Naturkunde und Erdgeschichte, zu damaligen Zeiten eher verpönt.
Später, im Alter von zwölf Jahren, befasste Thiara sich mit Fremdsprachen und Kalligraphie. Sie lernte, mit ihren Besonderheiten umzugehen und diese gezielt einzusetzen. Ab 1536 n. Chr. brachte sie die Visionen, die das Mädchen während ihrer Trancezustände heimsuchten, zu Papier und verfasste auf diese Weise verschiedenste Schriften auf etlichen Rollen Pergament. Zu diesem Zweck benutzte Thiara mehrere Runenarten, die durch Eingebungen entstanden sein sollen und niemand entziffern konnte.
Darüber hinaus verbreitete sie bis zu ihrem zwanzigsten Lebensjahr Lehren, die von der Frömmigkeit als heidnisch angesehen wurden. 1540 n. Chr. festigte die katholische Kirche ihre Macht unter der überwiegend protestantischen Bevölkerung, indem sie in den Grenzgebieten Dänemarks die Inquisition einführte. Thiara war eins der ersten Opfer, an denen unter unsäglichen Folterqualen ein Exempel statuiert wurde. Keine Macht der Welt konnte verhindern, dass die junge Frau, zu unvergleichlicher Schönheit erblüht, als Hexe gefangen genommen wurde.
Nach zwei Monaten ständiger, endlos langer Verhöre, in denen ihr nahe gelegt wurde, ihre Lehren zu widerrufen, besiegelte sich ihr trauriges Schicksal. In einer Vollmondnacht im Oktober wurde für Thiara auf einem Feld außerhalb der Stadt ihr Scheiterhaufen errichtet.
Die von ihr verfassten Chroniken wurden gemeinsam mit ihren sterblichen Überresten, die nahezu bis zur Unkenntlichkeit verkohlt waren, innerhalb eines kleinen, ungeweihten Grundstücks der katholischen Kirche beigesetzt.
Der Balken jedoch, an den Thiara während ihrer Hinrichtung gekettet war, sollte bis in die heutigen Tage bestehen bleiben. Jeder Versuch der nachfolgenden Generationen Stadtväter, das Schandmal - in einer Zeit, zu der es längst keine Hinrichtungen mehr gab - zu entfernen, scheiterte. Sobald Hand an ihn angelegt wurde, stand er lichterloh in Flammen. Der Legende nach brachte er allen den Tod, die unmittelbar an Thiaras Verbrennung beteiligt waren, bis hin zu deren heutigen Nachkommen.
Im 18. Jahrhundert, kurz vor dem Wechsel in ein neues Zeitalter, brachte ein Zufallsfund des damaligen Ortspfarrers im selbigen Gelände einer neu errichteten Kirche die Lehren Thiara de Viljes zu Tage. Gleichzeitig wurde ein Dokument gefunden, das den Schlüssel zur Entzifferung der fremden Runen beinhaltete. Nach jahrelangen Studien jener Annalen wurden ihre Lehren – in sonderlich anmutender Schreibweise verfasst - sowie ihr grausiges Schicksal offenbar. Das Unheimliche daran war, dass sie über ihre eigene Hinrichtung schrieb. Den Beweis für die Übereinstimmung ihres Epos mit den Geschehnissen boten die Stadtchroniken von Oslinfjord. Sie belegten, dass es sich genauso zugetragen haben musste, wie ihre Legende erzählte.

1850 n. Chr. wurde Thiara rehabilitiert.
Auf Betreiben des Pfarrers, der großen Anteil an ihrem rückwirkenden Freispruch hatte, wurde Oslinfjord in Thiaragard umbenannt.
 

Gelöschtes Mitglied 26332

Danke für die Leseprobe, @Alidona .
Mir hat sich da mal gleich so eine Frage im Kopf formuliert.
Weist der Name der Protagonistin, Thiara, beabsichtigt Ähnlichkeiten mit dem Begriff für Papstkrone, Tiara , auf?
So um die Andersartigkeit noch tiefer aufzuzeigen und die Kirche verstärkt als treibende Kraft hinsichtl. Blasphemie usw aufzustellen?

Nein. Keine Ahnung, warum, Protagonistennamen fallen mir mitsamt Schauplätzen einfach so zu. Und wenn mir mal grad gar keiner einfällt, gehe ich zum Fakegenerator und bastle mir welche zusammen. Genau genommen wollte ich nicht mal nach Dänemark, aber irgendwo musste die Geschichte ja hin, und der fiktive Ortsname Oslinfjord bot sich dafür an.

Kleine Anekdote: Damals hätte Sina fast Sinvilla da Mojna geheißen und wäre die Reinkarnation von Thiara gewesen. Aber der Roman nahm dann doch einen anderen Verlauf. ;)
 

Gelöschtes Mitglied 26332

@Alidona,
Da kannste mal sehen, was andere Leute so in manche Dinge hineininterpretieren. Jeder hat andere Assoziationen.
Mit den Dänen verbinde ich eher die Wikinger, aber das ist auch mehr so eine Schublade in meinem Kopf.
Im Übrigen haben in unserer Familie (Frau, Tochter) nordische Namen. Meine Frau hatte den Mädchennamen schon Jahre bevor sie mich kannte, ausgesucht. Ich fand den sofort toll: Jördis (die schwedische Schreibweise von Hjördis).
Nomen est Omen, so blond wie sie ist niemand bei uns.
Lange Rede kurzer Sinn, alte Namen sind auch ein guter Fundus für Neukreationen.

Es ist überhaupt witzig, wie die Inspiration zustande kam. Das war mein allererster Roman, Arbeitsdauer mehrere Jahre. Ich las Stephen King, der Dunkle Turm. Saß auf dem Balkon, hatte den Turm vor Augen und dachte: Hei, Stevie, das kann ich auch. Erst mal wollte ich mein Vorbild verstehen. Habe dann angefangen zu recherchieren, aber nicht im Web so wie heute, sondern mit Büchern aus der Bibliothek. Hatte am Ende des Tages 20 Bücher in meiner Tasche. Halbes Jahr Recherche, Herr der Ringe gelesen, die Artussage gelesen, Atlanten gewälzt. Dann die Erkenntnis: Mein Dunkler Turm ist der Regenbogen. Also fing ich erst mal mit dem Titel an.

Kam meine Faszination für das Mittelalter hinzu, vor Allem für die Inquisition. Ich bin ja selbst so eine halbe Hexe, habe sogar eine Feuerphobie. So kam die Vorgeschichte mit Thiara zustande. Geplant waren mehrere Bände mit den Legenden, die ihren Tod verursacht hatten:

Band eins ist der hier, zentraler Spielraum Erdgeschichte vor 550 Millionen Jahren. Leben im Meer.
Band zwei ist auch schon angefangen, Spielraum Leben an Land.
Band drei wäre Gegenwart, der dann auch Thiaras Geschichte vollkommen erzählen würde. Titel: Der Fluch des Balkens.
Band vier: Zero. Die Welt wird vernichtet.

So war der Plan. Mal sehen, vielleicht schaffe ich es doch noch, meinen Plan zu vollenden. Band eins jedenfalls steht mit 500 Seiten und war auch schon im Verkauf. Will das Buch nochmal professionalisieren und neu publizieren. Bis dahin spiele ich so ein bisschen damit herum und warte im Verlauf dessen auf neue Inspiration. Ich muss auch erst noch ein paar andere Sachen überarbeiten und fertig machen.

Egal was, ich schreibe meine eigenen Legenden. Lasse mich aber durchaus von alten Sagen inspirieren.
Bin quasi Quertreiberin aus Leidenschaft, auch in Sachen schreiben. :)
 

Gelöschtes Mitglied 26332

So geht es weiter, mit einem Gedicht. Das ist der Start zu Thiaras Legenden:

Sternenkinder

Vor langer Zeit waren große Dinge geschehen,
die kein menschlich' Auge hatte gesehen.
Eine Insel wurde Stellamaris benannt,
in einer Muschel warden zwei Sterne gebannt.

Die unglücklichen Seelen voller Liebe trunken,
vom Himmel gefallen, bei Avalonia versunken.
Astril und Yoras waren der Liebenden Namen,
aus dem Schoße des Universums sie kamen.

Die jungen Herzen, die füreinander geschlagen
in unerfüllter Liebe in jenen frühesten Tagen,
von göttlichen Händen auseinander gerissen,
zum Wohle des Lebens, wie wir heuer wissen.

Ihr Schicksal hatte das Urteil gesprochen
und jener Tage ihre liebenden Seelen zerbrochen.
Der Sternenkinder Schicksal ließ die Erde erbeben.
Sie suchten den Tod und fanden das Leben.

© Sina Katzlach​
 

Gelöschtes Mitglied 26332

Ich denke mal, Inspirationen kommen auf einen zu, die sollte man nicht krampfhaft suchen. Und so wird's auch mit dem Schreiben an sich sein, verkrampft an einen Zeitplan halten, blockiert.
Erstaunlich, wie unterschiedlich Geschmäcker sind, Steven King zu lesen, ist nicht so mein Ding. Der ist mir zu nervig mit seinen ständigen Wiederholungen. Tolkin war mir zu langatmig, ewige Landschaftsbeschreibungem usw. Ich bin Fan von Terry Pratchett. Und in der Scheibenwelt gibt's auch Hexen .
Das Wichtigste ist doch, @Alidona , dass du Spaß hast am Schreiben. Dann wird das auch.

Mittlerweile ist mir King zu brutal. Bin mehr zu Autorinnen übergegangen, wie Nora Roberts oder Barbara Wood.
 

Gelöschtes Mitglied 26332

Und ich muss zu meiner Schande gestehen, die beiden Damen kenne ich gar nicht.
Seit dem ich meine Pflanzen habe, lese ich gar nicht mehr so viel und wenn, dann eher Wissenschaftliches .

Beide wurden schon mehrfach verfilmt. Meistens Liebes- oder Schicksalsromane.

Ich schreibe vor Allem, weil ich gern lese. Und wenn genug Abstand zwischen Schreiben und Lesen ist, vergesse ich sogar, dass ich selbst das Buch schrieb. :D:D:D
 

Fayence

Bekannter Händler
Stephen King interessiert mich nicht besonders, habe keinen einzigen seiner Romane gelesen.
Seine Autobiographie "Das Leben und das Schreiben" ist aber sehr lesenswert für alle, die gerne selbst schreiben.
Das hat mir sehr gut gefallen. Kann ich nur empfehlen!
 
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