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Das Tintenfässchen

DeletedUser425

Auf den Bart würde ich verzichten, aber die Sidecuts kommen dem schon sehr nahe, das ist auch modern.
 

DeletedUser14347

Realitäten und Zustände

Wirklichkeit

Die Leute in der Höhle haben die Welt im Rücken. Alles, was sie davon sehen, sind tanzende Schatten an der Wand: Silhouetten von Menschen, Tieren, Requisiten - bloßes Kino, die Wirklichkeit als Projektion. Mit diesem Bild markierte der griechische Philosoph Platon die Grenzen der Erkenntnis.

Sein "Höhlengleichnis" warf grundsätzliche Fragen auf: Was ist Wirklichkeit? Wie genau können wir sie erfassen? Und welche Rolle spielt die Perspektive jedes Einzelnen dabei? Ist Wirklichkeit immer auch die Wirklichkeit des Andersdenkenden?In Zeiten von "Fake News" und "alternativen Fakten" stellt der Soziologe Dirk Baecker solche Fragen neu. Von der Antike bis zur modernen Wissenschaft klopft er philosophische Krisen-Szenarien auf Antworten für heute ab. Woran kann man sich halten, wenn alte Gewissheiten sich unter dem Blick der Forschung auflösen? Wo findet man noch Orientierung, wenn seriöser Journalismus mit Falschmeldungen und Verschwörungstheorien konkurriert? Ein Gespräch über intellektuelle Lebenskunst auf schwankendem Terrain.

Frank Kaspar: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Mit dieser Frage hat der österreichisch‑amerikanische Psychologe und Sprachforscher Paul Watzlawick weltweit ein großes Publikum erreicht. In seinem gleichnamigen Buch von 1976 hat Watzlawick an vielen Beispielen gezeigt, dass das, was wir unter Wirklichkeit verstehen, nicht so einfach gegeben ist, sondern überhaupt erst durch Kommunikation hervorgebracht wird. Dirk Baecker, mehr als 40 Jahre später klingt das ja eigentlich wieder ziemlich aktuell. In der Kulturzeitschrift "Merkur" ist vor Kurzem ein Essay von Ihnen erschienen: "Was ist noch mal Wirklichkeit?" lautet der Titel. Und im Text gehen Sie dann in weiteren Fragen ziemlich grundsätzlich ins Detail: Was ist die Wirklichkeit, wie überzeugt man sich von ihr, wie überzeugt man andere von ihr, wessen kann man gewiss sein, was ist unbezweifelbar? - Was hat Ihnen den Anstoß gegeben, diese großen, alten Fragen noch mal neu zu stellen?

Dirk Baecker: Der Anstoß war ganz praktisch gegeben. Es gab in Basel ein Festival für Dokumentartheater, Dokumentarfilm, Dokumentarkünste aller Art, von Boris Nikitin kuratiert. Und da tauchte die Frage auf: Wie wirklich ist eigentlich das, was ein Dokumentarfilm zeigen kann? Wie stark müssen bestimmte fiktive … oder Elemente der Fiktion sein, zum Beispiel Rahmensetzungen, bestimmte Schnitte, die man in Filmen verwendet, bestimmte Kostüme, in denen man Leute auf die Bühne bringt? Also wie viel Fiktion braucht man, um den Eindruck einer echten Wirklichkeit zu erzeugen? Und das hatte den Kurator damals so sehr fasziniert, die Frage hat ihn so sehr fasziniert, dass er es sich geleistet hat, so ein, zwei Vorträge aus einer eher wissenschaftlichen Richtung in das Programm hineinzuholen. Und ich hatte sogar das Vergnügen, diesen Vortrag zum zweiten Mal zu halten, weil er mit dem Ergebnis des ersten Vortrags noch nicht so richtig zufrieden war, und beim zweiten Mal entstand dann der Text, der jetzt schließlich auch im Merkur abgedruckt worden ist.

Die zurechtgelegte Wirklichkeit

Kaspar: Diesen künstlerischen Kontext merkt man dem Text ja jetzt, wenn man ihn im Merkur liest, nicht unbedingt mehr an. Sie weiten eher die Frage nach der Wirklichkeit, nach dem Wirklichkeitsbezug auf die Gesellschaft, auch auf aktuelle Diskussionen, zum Beispiel über sogenannte Fake News, über Institutionen, die traditionell für unseren Wirklichkeitsbezug zuständig sind, die Wissenschaft, den Journalismus. Vielleicht bleiben wir aber auch noch einen Moment bei Watzlawick, der auf den Einzelnen oft geschaut hat und daran, also an ganz praktischen Alltagsbeispielen auch gezeigt hat, wie Menschen sich sozusagen ihre eigene Wirklichkeit kreieren! Ich habe hier ein kurzes Zitat aus seiner Anleitung zum Unglücklichsein. Da gibt es diese Geschichte mit dem Hammer.

"Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile, aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan. Der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben!"

Kaspar: Man ahnt schon, wie die Geschichte ausgeht, der Mann steigert sich in seine Vorstellung immer mehr herein, dann klingelt er schließlich bei seinem Nachbarn und, noch bevor der guten Tag sagen kann, brüllt er ihn an: Behalten Sie doch Ihren verdammten Hammer! Wenn wir das jetzt mal so als soziologische Fallstudie in einer denkbar kleinen Besetzung nehmen, was meinen Sie, Dirk Baecker: Ist denn diese Geschichte noch ein gutes Beispiel dafür, wie Menschen sich ihre eigene Wirklichkeit zurechtlegen?
 

DeletedUser14347

Das Unglück der Selbstreferenz

Baecker: Watzlawick war ein extrem raffinierter Wissenschaftler und ein extrem raffinierter Geschichtenerzähler. In der Geschichte geht es ja gar nicht unbedingt um Wirklichkeit, sondern es geht darum, wie man sich in einen Zweifel an etwas verstricken kann, ohne daraus wieder herauszufinden. Und natürlich wusste Paul Watzlawick, warum er diese Geschichte erzählte, nämlich er erzählte diese Geschichte, weil es um das Unglück der Selbstreferenz geht, das heißt den Verzicht darauf, mal für eine Sekunde anzuhalten und zu überlegen: Könnte ich vielleicht mal meine Annahme, warum dieser Nachbar mir so entgegengekommen ist, überprüfen, bevor ich mich so hineinsteigere? Die Pointe daran ist allerdings nicht die, dass Watzlawick nun dafür wirbt, grundsätzlich mit offenen Augen durch die Wirklichkeit zu gehen und jeden Zweifel für sich zu behalten, weil er eben solche gefährlichen Selbstverstrickungen hat, sondern im Gegenteil, er wirbt dafür, diesen Zweifel zu dosieren, also durchaus im Hinterkopf zu behalten - es könnte sein, dass der Nachbar nicht bereit ist, mir diesen Hammer zu leihen -, aber zunächst einmal zu überprüfen, ob die Annahme überhaupt stimmt. Und ich glaube, darin stecken nach wie vor viele Gründe, warum es sich lohnt, Watzlawick zu lesen, und darin steckt auch vieles von dem, was wir heute wissen müssen. Nämlich: Wirklichkeit ist nichts, was uns pur gegeben ist, sondern was immer aus dem Wechsel zwischen Annahmen auf der einen Seite und Beobachtungen auf der anderen Seite entsteht, und beide haben etwas möglicherweise Illusorisches. Meine Annahmen können täuschen, meine Beobachtungen können täuschen, ich habe aber nichts anderes als beides und vor allem den Wechsel zwischen beidem, um meiner Wirklichkeit für den Moment auf die Spur zu kommen.

Kaspar: In Ihrem Essay im Merkur beschreiben Sie, wenn ich es richtig verstehe, ja schon so etwas wie eine Krise der Wirklichkeit oder unseres Wirklichkeitsbezugs. Und Sie greifen sehr weit zurück, also noch viel weiter in der Geschichte der Philosophie als bis zu Watzlawick, nämlich bis in die griechische Antike. Eines der bekanntesten Motive aus dieser Zeit ist ja das Höhlengleichnis von Platon. In dem Dialog Politeia, in dem Platon dieses Höhlengleichnis schildert, beschreibt Sokrates seinem Gesprächspartner Glaukon, wie Menschen als Gefangene in einer Höhle sitzen.

"In dieser seien sie von Kindheit an gefesselt an Hals und Schenkeln, sodass sie auf demselben Fleck bleiben und auch nur nach vorne hin sehen [...] Licht aber haben sie von einem Feuer, welches [...] hinter ihnen brennt. Zwischen dem Feuer und den Gefangenen [...] sieh eine Mauer aufgeführt wie die Schranken, welche die Gaukler vor den Zuschauern sich erbauen, über welche herüber sie ihre Kunststücke zeigen."

Die Wirklichkeitsauffassung hinterfragen

Kaspar: Also die Situation ist, die Menschen sitzen mit dem Rücken zu einer Art Kasperltheater. Über den Rand der Mauer, von der Sokrates hier gesprochen hat, werden Nachbildungen von Menschen und Tieren, irgendwie Puppen in die Höhe gehalten. Das Feuer strahlt diese Puppen von hinten an und wirft ihre Schatten wie ein Filmprojektor über die Köpfe der Menschen hinweg an die Höhlenwand, sodass vor den Augen der Menschen so eine Art Schattentheater, oder wenn man will, ein Lichtspiel zu sehen ist. Aber die Wirklichkeit selbst, und das ist ja etwas, was Sie in Ihrem Text ganz stark machen, die Wirklichkeit selbst entzieht sich.

Baecker: Man vergisst bei dieser Parabel immer die Leute, die die Gerätschaften hin und her tragen. Man müsste mal nach deren Wirklichkeitsauffassung fragen. Das ist eine hochgradig raffinierte Parabel, die Platon, aus der heutigen Sicht formuliert, im Wesentlichen deswegen in die Welt gesetzt hat, weil er Leute, also seine Zuhörer, seine Gesprächspartner auffordern, einladen wollte, der Art und Weise, wie Wirklichkeitseindrücke zustande kommen, einfach mal nachzugehen. Ihr nicht mit einem beruhigten oder vielleicht sogar panikartigen Evidenzgefühl entgegenzukommen, dieser Wirklichkeit, sondern zu fragen, warum denke ich jetzt dieses, warum glaubte ich jenes zu sehen, warum reagiere ich so. Das ist eine Frage, die von Platons Höhlengleichnis bis zu Descartes‘ Meditationen bis zu Kants Kritik der reinen und der praktischen Vernunft und vor allem bis zu Husserls Bewusstseinsphilosophie die Philosophie beschäftigt hat. Der springende Punkt ist auch hier wieder der, dass der Art und Weise - und das ist die Watzlawicksche Frage -, dass der Art und Weise, wie Wirklichkeit konstruiert werden soll, nachgeforscht wird, ohne damit per se, von vornherein die Annahme zu verbinden, dass wir immer schon in Illusionen unterwegs sind. Im Gegenteil, die Auffassung ist, wir leben in der Wirklichkeit, die uns gegeben ist. Für die Leute, die in der Höhle sitzen und sich diese Schattenbilder anschauen, wie wir heute vor unseren Fernsehgeräten oder im Kino, ist das, was sie sehen, die Wirklichkeit. Und sie haben gar keinen Grund, daran zu zweifeln. Der Trick ist, sie aus dieser Naivität herauszuholen, einen Moment gleichsam aus dem Rahmen heraussteigen zu lassen und zu schauen, wer bin ich eigentlich, dass ich das und das von der und der Wirklichkeit glaube. Es geht nur um das Setzen eines Zweifels und um die Aufforderung, überprüf doch mal, wie du jetzt zu diesem Eindruck kommst. Wenn ich das noch sagen darf, die Pointe dabei ist natürlich, dass wir sofort auf dem Schlauch stehen, dass wir sofort nicht mehr wissen, wie soll ich das denn überprüfen, und dann sagen okay, ich drehe mich mal um, oder ich denke morgen noch mal drüber nach oder ich frage meine Partnerin, was sie davon hält. Und wir kommen auf mehr oder minder hilflose Reaktionen, die aber, und das ist jetzt wieder Watzlawick, die einzigen Reaktionen, die einzigen Hilfestellungen, die uns dabei helfen können, unseren Zweifel zu überwinden, sind. Das heißt, wir betten uns in die Praxis ein, in der wir sowieso leben.

Irritationen durch Sinnesdaten

Kaspar: Es hat mich überrascht, was Sie dann in Ihrem Essay daraus machen, denn Sie schreiben ja, gerade die Tatsache, dass nach dieser Geschichte, wie sie uns da geschildert wird, es keinen direkten Kontakt mit der Wirklichkeit, keinen direkten Zugriff gibt, gerade dadurch werden wir frei oder werden Philosophen und Forscher frei zu spekulieren, die Wirklichkeit zu erforschen, zu erproben, zu gestalten. Anderenfalls, wenn sie sich offenbaren würde, dann, schreiben Sie, wären wir quasi gefesselt oder wären wir festgenagelt in einem Ah und Oh des Moments, in dem man nur staunen kann und sonst nichts.

Baecker: Ja. Ich meine, wenn man drüber nachdenkt, wie unsere mentale Wirklichkeit, also die Wirklichkeit, die wir bewusst vor Augen stehen haben, zustande kommt, dann kann die ja nur in unserer Gedankenwelt zustande kommen. Jetzt frage ich Sie, haben Sie schon mal mit Ihren Gedanken rausgedacht aus Ihrem Kopf, oder haben Sie schon mal irgendeine Figur - das Nachdenken über ein Fernsehgerät, eine Tasse Wasser, einen Kugelschreiber aus der Wirklichkeit in Ihren Kopf hineingeholt? Mit anderen Worten, Sie können gar nicht anders, wenn Sie denken, als in Ihrem Kopf eingeschlossen in den Schädel, eingeschlossen in die mentalen Strukturen Ihres Bewusstseins zu denken. Und das, was man im 19. Jahrhundert in der Neurophysiologie geradezu atemlos staunend und atemlos erschrocken entdeckt hat, war diese Geschlossenheit, die Fähigkeit der Gedanken, auf Gedanken zu reagieren. Die schwierigste Figur, die uns das 19. Jahrhundert auf das Tablett gelegt hat, ist: Nur die Geschlossenheit des Bewusstseins, die sich selbst unterbricht anhand der Irritationen durch Sinnesdaten, ist die Voraussetzung dafür, dass wir so etwas wie eine Wirklichkeitsauffassung erwerben können. Ich kenne viele Wissenschaftler, die 20, 30, 40 Jahre, angefangen mit Helmholtz zum Beispiel, 30, 40 Jahre ihres Lebens darüber meditiert haben, wie das eine oder das andere der Fall sein kann. Und die meisten haben es nicht geschafft. Der Gedanke, dass wir in der Lage sind, Wirklichkeit zu sehen und sie von außen nach innen zu holen, ist für uns so stark, dass wir daraus überhaupt nicht aussteigen können.
 

DeletedUser14347

Eine mit Sicherheit so niemals stattgefundene Wirklichkeit

Kaspar: Sie verfolgen die Geschichte unseres Wirklichkeitsbezugs ja dann weiter, und solange ich denke oder voraussetze, dass die Wirklichkeit verstellt sein kann, kann ich den Ehrgeiz haben, mich ihr immer mehr anzunähern. Aber dann kommt es zu einer Entwicklung, und die würde ich Sie bitten, ein bisschen zu skizzieren, in der die Möglichkeit, sich als Forscher zum Beispiel der Wirklichkeit immer mehr zu nähern, eigentlich ausgeschlossen wird. Es kommt zu einer Entwicklung, die dann am Ende dazu führt, wie Sie schreiben, dass wir heute Wirklichkeit eigentlich nur noch als Perspektivendifferenz oder -divergenz wahrnehmen können.

Baecker: Ja, was heißt, nur noch? Das ist ja eigentlich eine starke Sache. Die Entwicklung, auf die Sie anspielen, ist vornehmlich die auf der einen Seite der Wissenschaft, und auf der anderen Seite der Künste. Wir haben eine Form der empirischen Überprüfung von Wirklichkeit in der Wissenschaft, die besteht vor allem darin, dass man sich in der Wissenschaft Kollegen sucht, die auch sehen, was man selbst sieht, und dann denkt man, ja, okay, objektiv vorhanden. Und wenn es drei und vier und fünf sind, umso besser. Und wenn einer sagt, nee, sehe ich nicht, hat man schon ein Problem. Und in der Kunst ist die Entwicklung vielleicht ein bisschen raffinierter geworden, deswegen war ja dieser Vortrag auch in einem Kunstkontext gehalten. Die Kunst ist in der Lage, Fiktionen auf die Bühne zu stellen oder in den Text zu bringen, von denen man weiß, dass sie Fiktionen sind, von denen man weiß, dass sie erfundene Wirklichkeiten, erfundene Welten sind, die aber irgendwie den Eindruck einer Wirklichkeit machen. Das heißt, Künstler sind Leute, die mit ihren Werken eine mit Sicherheit so niemals stattgefundene Wirklichkeit so in den Text oder so auf die Bühne oder auch so in die Oper bringen, dass man daneben, sozusagen wie aus den Augenwinkeln zu ahnen beginnt, worin die wirkliche Wirklichkeit besteht, von der man aber nichts anderes hat als den Eindruck. Die Fiktion kann sie nicht sein. Was sie dann aber in Wirklichkeit ist, weiß ich nicht. Und der springende Punkt ist, ich glaube, seit Platon, seit diesem Höhlengleichnis, dass dieses Erahnen von dem, was sich den produzierten Wirklichkeitseindrücken entzieht, was gerade mit Sicherheit nicht Fiktion ist, das Einzige ist, was wir tatsächlich für eine Wirklichkeit halten. Und da kann man nichts anderes sagen, als, sobald ich die mir genauer anschauen würde, wäre die wieder eine Fiktion. Das heißt, die Wirklichkeit, wie sie wirklich, in Wirklichkeit ist, ist eine Wirklichkeit, die sich mir entzieht.

Monopolansprüche auf Wissen
Kaspar: Ich glaube, wir erleben doch seit einer Weile einen Vertrauensverlust, den zwei gesellschaftliche Institutionen erleiden, die für unseren Wirklichkeitsbezug traditionell immer zuständig waren.

Baecker: Kirche und Staat.

Kaspar: Wissenschaft und Journalismus.

Baecker: Ach so!

Kaspar: Ein Beispiel: Im Frühjahr 2017 fand auch in Deutschland der March for Science statt. Wissenschaftler haben protestiert gegen dem Eindruck, dass es so etwas gibt wie ein doch zumindest mehr und mehr öffentlich artikuliertes Misstrauen wissenschaftlichen Fakten generell gegenüber.

Baecker: Ich würde das ein bisschen runterkochen. Ich glaube, da sind keine Wissenschaftler auf die Straße gegangen in diesem March for Science, sondern da sind Universitätsleute auf die Straße gegangen, Leute, die um die Autorität ihrer Institution und vor allem die Monopolansprüche auf Wissen gefürchtet haben - allerdings vor dem Hintergrund einer sehr berechtigten Sorge, nämlich vor dem Hintergrund der Sorge, dass nun nicht der Journalismus - der ist ja auf allen möglichen Feldern unterwegs, sowohl solide als auch unsolide -, sondern die Politik, die amerikanische Politik sich auf eine Art und Weise über wissenschaftliche Erkenntnisse hinwegsetzt beziehungsweise die Nase rümpft, dass man diese eine Instanz, die als Streit über Wahrheit die Wahrheit vertritt, schlicht und ergreifend negiert, schlicht und ergreifend ihr die Ressourcen abzieht, schlicht und ergreifend die Leute diffamiert als ideologisch gefärbt et cetera pp. Das ist eine Sorge, die Wissenschaftler umtreibt, die Universitätsleute umtreibt, die aber nichts mit der Gefährdung von Wissenschaft selbst zu tun hat.

Tiefenschärfen heruntersetzen

Kaspar: Aber was denken Sie, woher kommt diese doch immer wieder und eben unter anderem in der amerikanischen Politik der letzten Monate so massiv formulierte Skepsis gegenüber Experten, gegenüber Eliten?

Baecker: Ich glaube, das ist die entscheidende Frage. Woher kommt diese Bereitschaft eines großen Teils der Wahlbevölkerung, jemandem, einem Politiker die Stimme zu geben, der auf diese Art und Weise sich über wissenschaftliche Forschung und über alles andere, was irgendwie anerkannt ist, hinwegsetzt. Wenn man sich das jetzt aus einer soziologischen Perspektive anschaut, würde man sagen, diese Leute sind im höchsten Maße beunruhigt durch die Auflösung ihres Weltbilds. Und zwar nicht nur davon, dass man nicht mehr genau weiß, welche wirtschaftlichen, welche politischen, welche klimatischen, welche familiären Verhältnisse umgeben uns, worauf kann ich mich verlassen, was kann ich meinen Kindern erzählen, was erwarte ich von mir selbst noch und so weiter und so fort, sondern die sogar einen Agenten sehen, nämlich die Wissenschaft selbst, die hochgradig in der Lage ist, Wirklichkeiten aufzulösen. Die Atomphysik, die Quantenmechanik, die kosmologische Forschung, also astronomische Forschung, die soziologische Forschung, wenn man sie noch zur Kenntnis nimmt, die neurophysiologische Forschung sind alle in einem extremen Maß in der Lage, ihren Gegenstand aufzulösen, also ihn in solche Tiefenschärfen herunterzusetzen, dass niemand mehr versteht, was da eigentlich vor sich geht. Und dann denkt man, haben wir das eigentlich nötig, also als Bürger denkt man, haben wir das nötig, so Leute vor sich hinforschen zu lassen, die alles, worauf wir irgendwie zu stehen glauben, worauf wir unsere Hände legen können, woran wir uns festhalten zu können glauben, derartig auflösen können und irgendwie auch auflösen zu müssen glauben. Das ist natürlich ein Gefühl, eine Stimmung, die sich da breitmacht. Das war ja bis in die ‘50er-, ‘60er-Jahre, ‘70er-Jahre des letzten Jahrhunderts so, dass man sich diese ganze Wissenschaft leisten konnte, weil der Rest der Welt, wenn ich das mal so sagen darf, stabil war. Da kannte man seinen Beruf, seine Kneipe und seine Einkaufswege. Das kennt man alles heute nicht mehr. Und wenn Sie nur noch umgeben sind von Wirklichkeiten, die irgendwie zerbröseln, die granular werden, wie man so schön sagt, je genauer Sie hinschauen, dann sucht man dafür irgendeinen Schuldigen. Und den findet man natürlich da, wo Leute sagen, ich stehe für Forschung, ich stehe für was Neues, ich stehe für Disruption, für disruptive Innovationen. Wenn man dann Wissenschaft technologisch umsetzt in Internet- und sonstige Computergeschichten, da ist die Wissenschaft ein Sündenbock. Und da hilft es auch natürlich nicht, auf die Straße zu gehen.
 

DeletedUser14347

Mit Liebe und Arbeit und Beruf

Kaspar: Wie viel von solchen Auflösungserscheinungen kann die Gesellschaft vertragen, kann auch die Mediengesellschaft vertragen? Ich würde vielleicht noch ein Zitat mit an den Tisch holen von Niklas Luhmann aus seinem Buch Die Realität der Massenmedien. Da beschreibt er nicht direkt für die Wissenschaft, sondern eher für den Bereich der Medien, durch die wir ja Wirklichkeit in hohem Maße heute wahrnehmen, etwas ganz Ähnliches, also eine ganz ähnliche Erfahrung von Bodenlosigkeit.

"Man wird alles Wissen mit dem Vorzeichen des Bezweifelbaren versehen und trotzdem darauf aufbauen, daran anschließen müssen."

Kaspar: Wie tragfähig sind solche Wissensgebäude?

Baecker: Wissen Sie, alles, was wir tun als Menschen, sei es Wissenschaft, sei es Liebe, sei es Sport, sei es Kindererziehung, ist genauso tragfähig, wie es in der Lage ist, sich auf sich selbst zu beziehen. Eine Erziehung, die weiß, dass sie Erziehung ist, eine Wissenschaft, die weiß, dass sie Wissenschaft ist, eine Liebe, die weiß, dass sie Liebe ist und in sich jeweils ihre Sicherheiten findet, ist etwas, was wir pflegen können, was wir verändern können, was wir austauschen können mit unserem Partner, was wir abgleichen können mit anderen Erwartungen, worauf wir uns verlassen können. Wenn wir glauben, dass wir aus irgendeinem kosmologischen Hintergrund, aus irgendeiner Weisheit der Geschichte, aus irgendeinem evolutionären Raffinement oder durch Gottes Gnade mit Liebe und Arbeit und Beruf irgendwie beschenkt seien, als käme das von außen, kann ich nur sagen, der nächste Zweifel wird einen umhauen. Man steht vor einer dunklen Wand, man blickt in ein schwarzes Loch und weiß nicht weiter. Schon die deutschen Idealisten, Kant, Fichte, Hegel haben gesagt, die Reflexion zieht uns zwar den Boden unter den Füßen weg, aber wenn dieser Boden, der christliche, der kosmologische, wenn dieser Boden mal nicht mehr da ist, dann sehen wir, was wir in unserem Leben anrichten können, wofür wir in unserem Leben selber verantwortlich sind und wofür wir selber frei sind zu unserem Leben. Ich sage nicht, dass das ein einfacher Gedanke ist, der jetzt jedem sofort über die Lippen geht. Im Gegenteil, er ist schwer errungen und er ist auch schwer zu leben. Aber das ist die einzige Antwort, die ich auf Ihre Frage geben kann. Es ist die Reflexion, die uns trägt, und nicht der Stein des Weisen.

Extrem skeptisch gegenüber Management und Geld
Kaspar: Sie haben schon vor 25 Jahren ungefähr in Ihrem Essayband "Postheroisches Management" geschrieben, "Management ist die Fähigkeit, mit Ungewissheit auf eine Art und Weise umzugehen, die diese bearbeitbar macht, ohne das Ergebnis mit Gewissheit zu verwechseln." Gilt das also auch für den Umgang mit der Wirklichkeit und heißt das so viel wie Schwimmen lernen?

Baecker: Der Merve-Verlag, der das Buch "Postheroisches Management" herausgebracht hat, hat mich ja damals mit dem Eindruck überrascht, du hast dort Glossen für eine Wirtschaftszeitung geschrieben, in Wirklichkeit handelt es sich um Lebenskunde. Ich hab das nicht so recht glauben können, hab mich dann aber überzeugen lassen, dass was dran ist. Ja, der Manager, die Managerin sind Leute, die dank der Entwicklung des Marktes, dank eigener Produktideen, dank der Unruhe der Mitarbeiter mit dem vertraut sind, was wir in der Philosophie und in der Soziologie Kontingenz nennen, das heißt, das Wissen darum, dass alles, was sich uns darstellt als Wirklichkeit, aus einem anderen Blickwinkel und zu einem anderen Zeitpunkt auch anders sein könnte, wenn auch nicht anders sein muss. Der Manager, die Managerin sind uns insofern etwas voraus, als sie mit diesem Andersseinkönnen produktiv arbeiten. Sie sagen nämlich, der Betrieb muss schneller werden, die Produkte müssen günstiger werden, die Kunden müssen besser erreicht werden, also übersetzen jede aktuelle Wirklichkeit in eine Optimierungsvorstellung. Optimieren heißt auf Deutsch, die Wirklichkeit, die man gerade hat, hinter sich lassen und eine neue bauen. Wir sind deswegen gerade in der deutschen Geisteskultur extrem skeptisch gegenüber Management und Geld und solchen wirtschaftlichen Fragestellungen, weil wir irgendwie es habituell und stimmungsmäßig noch nicht so raushaben mit der Kontingenz, das muss man so salopp sagen. Aber tatsächlich ist das Management hier nichts anderes als ein Vorbote dessen, was uns allen bevorsteht, und zwar auch ein Vorbote dessen, wie man mit dieser Kontingenz umgehen kann. Ein guter Manager, eine gute Managerin wissen nämlich, sie können ihren Betrieb nur optimieren, wenn sie ihn zugleich stark machen. Sie können ihre Mitarbeiter nur kreativer, produktiver, einfallsreicher, ich weiß nicht was machen, wenn sie sie zugleich in ihrem Selbstvertrauen stärken. Wer also laufend durch die Gegend läuft und sagt, das muss alles anders werden, radiert die Wirklichkeit aus. Wer aber sagt, super, was ihr macht, können wir da nicht was anderes machen, fängt an, in der Wirklichkeit produktiv zu arbeiten. Und ich kann Ihnen sagen, so werden Sie von Ihren Kindern behandelt, so werden wir von unseren Frauen behandelt, die dauernd einerseits unser Selbstvertrauen stärken und andererseits uns sagen, aber hör mal, den Müll kannst du trotzdem mal runter bringen.
 

DeletedUser14347

"Das können Sie nicht mehr sortieren"

Kaspar: Ich würde gern noch mal auf die Medien schauen. Das Zitat von Niklas Luhmann geht ja noch weiter. Hören wir mal noch einen Satz:

"Die Lösung des Problems kann nicht wie in den Schauerromanen des 18. Jahrhunderts in einem geheimen Drahtzieher im Hintergrund gefunden werden, so gern selbst Soziologen daran glauben möchten."

Kaspar: So ist das mit dem Umgang mit Unsicherheit, mit Skepsis gegenüber den Medien. Dirk Baecker, müssen wir heute nicht aber doch auch über geheime Drahtzieher reden, die zum Beispiel auf neue Weise sehr erfolgreich Falschmeldungen in Umlauf bringen? Hier haben wir es doch tatsächlich mit Angriffen auf die Wirklichkeit zu tun.

Baecker: Ja, aber was nutzt mir es, dies zu wissen? Es gibt ja diesen schönen Spruch, der Umstand, dass ich nicht an Strippenzieher glaube, heißt nicht, dass ich nicht an Strippen hänge. Die Frage ist ja, welche Eindrücke von welcher möglicherweise fiktional produzierten Wirklichkeit nehme ich aus welchen Gründen ernst. Wenn ich anfange, an Verschwörungen zu glauben, wird es mir ein Leichtes sein, das zeigen ja Verschwörungstheorien, dazu jedes erdenkliche Faktum der Wirklichkeit so mir zurechtzubiegen oder zurechtbiegen zu lassen, dass es hineinpasst. Das ist genau das, was Watzlawick mit der Hammergeschichte erzählt hat. Wenn ich an Verschwörungen glauben möchte, weil mir das mein eigenes Leben erleichtert, weil ich Gründe habe, daran zu glauben, woher auch immer die kommen, es wird mir gelingen. Wenn ich nicht an Verschwörungen glaube, wird mir auch das gelingen. Und diese beiden Seiten muss ich mir doch vor Augen halten. Es gibt das schöne Wort von Hegel, "Wir brauchen morgens nicht mehr zu beten, weil wir die Tageszeitung haben." Anfang des 18. Jahrhunderts formuliert, wenn ich mich nicht ganz täusche. Was ist eine Tageszeitung? Eine Tageszeitung ist eine bunte Mischung von allen möglichen aktuellen Nachrichten - die Nachrichten von gestern sind alt, die Nachrichten von heute sind aktuell, die Nachrichten von morgen kennt man noch nicht -, die wunderbar sortiert sind in einen Politikteil, einen Wirtschaftsteil, die Börsennachrichten, ein Feuilleton, wenn man Glück hat, die Sportnachrichten, und dann noch die berühmten Faits-divers, die vermischten Nachrichten. Das heißt, Sie haben einen bunten Kosmos von einem ereignisreichen Zusammenhang der Welt, der gleichzeitig geordnet daherkommt. Wie in einer Bibliothek haben Sie Regale, in Bibliotheken, in der Tageszeitung haben Sie Rubriken. Sie wissen Politik von Wirtschaft zu unterscheiden. Versuchen Sie mal heute auf einer x-beliebigen Internetplattform eine solche Rubrizierung, Klassifizierung von Nachrichten welcher Art auch immer hinzubekommen. Es wird Ihnen nicht gelingen. Wenn wir also heute, viele von uns, morgens keine Tageszeitung mehr lesen, sondern als Erstes ihre Plattformnews checken, dann werden sie mit einem hochgradig banalisierten, hochgradig chaotischen, hochgradig unklassifizierbaren Universum von nur noch vermischten Nachrichten konfrontiert. Weil auch die letzten Sätze von Trump sind eine vermischte Nachricht, ein Fait-divers. Das können Sie nicht mehr sortieren. Das können Sie nur noch auf eine einzige Art und Weise in Ordnung bringen, nämlich, indem Sie sich auf dieselbe hochgradig im Sekundentakt arbeitende Rhythmik einlassen, wie diese Nachrichten auch. Das heißt, Sie müssen sich hysterisieren. Sie müssen schneller sein als die schnellen Nachrichten. Wird Ihnen das gelingen? Nein, es wird Ihnen nicht gelingen. Wie können Sie darauf reagieren? Sie können darauf reagieren mit dem, was wir in der Wissenschaft immer so schön Medienkritik nennen. Also schlicht und ergreifend sich mal einen Moment Zeit zu nehmen und zu überlegen, was war das eigentlich, eine Tageszeitung? Was war das eigentlich, die Bibel? Was war das eigentlich, der Koran? Und was ist das, meine von mir hochgradig geschätzte Plattform, auf der ich meine Freundesnachrichten sammle? Welche Art und Weise der Informationsvermittlung über welche Sachverhalte in welchem Rhythmus in welchem Zusammenhang stürzen da auf mich ein? Wenn Sie anfangen, dies zu beobachten, gebe ich Ihnen Brief und Siegel, werden Sie anfangen, dazu eine minimale Distanz zu entwickeln und das zu entwickeln, was wir auch Hygiene nennen - morgens ja, abends nein, jede zweite Stunde mal ausschalten, vielleicht auch mal drei Wochen gar nicht und so weiter und so fort, wenn man das hinkriegt. Sie werden merken, dass Sie auch dann, wenn Sie mit Ihren Displays durch die Welt laufen, gleichzeitig durch eine Welt laufen, die nicht nur Display ist. Und da machen Sie wieder das, was für Watzlawick so wichtig ist: Sie wechseln zwischen der einen Wirklichkeitsproduktion auf dem Display und der anderen Wirklichkeitsproduktion auf der Straße, am Familientisch, im Gespräch unter den Kollegen, hin und her. Und wiederum ist es dieses Hin- und Her-Wechseln, das die einzige Sicherheit, die einzige wirkliche mögliche Sicherheit in Ihr Leben bringt. Sonst gibt es da gar nichts.

Unglaublich viel Erregung

Kaspar: Vielleicht zum Schluss noch ein persönlicher Blick. Sie selbst, Dirk Baecker, schreiben auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit dem Absender @ImTunnel. Was ist das für ein Tunnel? Sehen Sie da vor allem flackernde Schatten, oder gibt es auch Licht am Ende des Tunnels?

Baecker: Ach, da gibt es alles Mögliche. Da gibt es vor allem unglaublich viel Erregung, da gibt es aber auch sehr viel Informationsaustausch. Für mich ist Twitter interessant, weil dieser Kanal die Kunst des Aphorismus wieder zu pflegen erlaubt, indem ich auf eine ironische, eine rätselhafte, eine mysteriöse, vielleicht auch eine witzige, eine alberne Art und Weise irgendein Fundstück im Netz aufgreifen, verlinken, kommentieren und weitersenden kann und damit an diesem dann doch irgendwie auch hochgradig lustvollen und intelligenten und witzigen Spiel der Beobachtung der Welt durch sich selbst in den elektronischen Medien teilzunehmen. Wenn es uns nicht gelingt, in diesem Medium den Funken der Intelligenz sprühen zu lassen, dann können wir wegpacken, dann können wir unsere Intelligenz wegpacken.

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.

Dirk Baecker ist Professor für Kulturtheorie und Management an der Universität Witten/Herdecke. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört der digitale Wandel der Gesellschaft.

Frank Kaspar arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist für das Deutschlandradio und die ARD.

01.01.2018
 

Damion

Kluger Baumeister
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DeletedUser425

Scheinprodukt

Erläuterung:


Fiktive Markenprodukte (auch Schein- oder Phantasieprodukte) sind Requisiten, die für Fernseh- und Kinoproduktionen gängige Markenprodukte imitieren, in der Realität jedoch nicht existieren. Der gestalterische Anteil der fiktiven Produkte ist dem Arbeitsbereich Filmgrafik unterzuordnen.

Einsatz:

Fiktive Markenprodukte finden international in vielen Kinofilmen sowie in Deutschland in vielen Serien und Fernsehfilmen Einsatz, wenn es ein vergleichbares Produkt in der Wirklichkeit nicht gibt oder es aus verschiedenen Gründen nicht gezeigt werden darf oder soll.
In deutschen Fernsehserien kommen Fiktive Markenprodukte nicht erst seit dem Schleichwerbungs-Skandal um „Tatort“ und „Marienhof“ vor. Nach § 7 Abs. 6 Satz 1 Rundfunkstaatsvertrag (RStV) ist Schleichwerbung verboten. Product Placement ist in bestimmten Fällen jedoch ausdrücklich erlaubt. Dennoch setzt die RTL-Seifenoper „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ seit vielen Jahren ausschließlich fiktive Produkte ein. Es ist davon auszugehen, dass die Angst vor dem Verstoß gegen den Rundfunkstaatsvertrag nur ein Teil dessen ist, was die Produzenten dazu bewegt, ausschließlich fiktive Produkte zu verwenden. Vielmehr wollen diese sich neutral gegenüber ihren Werbekunden verhalten. Das bedeutet im Klartext: Kein Bierhersteller wird sich teure Werbezeit zwischen den Programmblöcken kaufen, wenn einem Konkurrenzanbieter innerhalb der Serie vergleichbar wertvollere Sendezeit eingeräumt wird.

Herstellung:

Bei Serien wie „GZSZ“ müssen oft zehn oder mehr solche Requisiten an einem Tag hergestellt werden, wobei die knappe zeitliche Vorgabe den Designern ein hohes Maß an Kreativität und graphischem Umsetzungsvermögen abverlangt. Die Grafiker orientieren sich an einem Durchschnitt von existierenden Produkten. Sie kopieren keine kompletten Designs, sondern filtern die typischen Eigenschaften der bestimmten Produktpalette heraus, um ein eigenes Produkt grafisch zu gestalten.
Bei der Herstellung von solchen Requisiten muss trotz teilweise hektischer Arbeitsweise auf Genauigkeit geachtet werden. Die Designer wissen vorher oft nicht, in welcher Größe und in welchem zeitlichen Umfang ihr „Produkt“ im Fernsehen zu sehen ist. Aus diesem Grunde werden die Produkte auch mit typischen Elementen wie Strichcode, Zutatenliste, Grüner Punkt, Mengenangaben usw. versehen.
Des Weiteren ist Augenmerk darauf zu legen, dass die fiktiven Markenprodukte in der fertigen Serie bzw. im fertigen Film nicht als solche wahrzunehmen sind. Sie sollten sich bestenfalls auch in Geschäften nahtlos neben die Produkte ähnlicher Art einreihen.
Ist die Gestaltung am Computer abgeschlossen, wird je nach Art des Requisits unterschiedlich verfahren. Flaschen werden beispielsweise mit bedruckten Aufklebern versehen. Teilweise werden auch ganze Verpackungen (z. B. für Müsli) komplett neu entworfen, ausgedruckt und zusammengebaut. Beliebt ist auch die Neugestaltung von Zeitschriften und Büchern, bei denen lediglich die Umschlagsseiten ausgetauscht werden.

Bekannte fiktive Markenprodukte, die in Serien oder Filmen eine Rolle spielen, sind:

Binford Tools (Werkzeughersteller in: Hör mal wer da hämmert)
England-Today und Britain-Digital (Zeitungen in: V wie Vendetta)
Reichskonserve (Konservendosen in: Der Untergang)
Edel Auslese (Sekt in: Der Rote Kakadu)
Bibo (Fruchtgummis in: Verliebt in Berlin)
Morgenecho (Zeitung in: Gute Zeiten, schlechte Zeiten)
Duff (Bier in: Die Simpsons)
Red Apple (Zigarettenmarke in: Pulp Fiction)
Stabilelite (Konzern mit großer Produktpalette in: Das Millionenspiel)
ACME (Typischer fiktiver Markenname im englischen Sprachraum)

© Academic, 2000-2017
 

DeletedUser17393

Mera Luna 2018 in Hildesheim … Elfen, Vampire, Wikinger, Minnesänger, Hofdamen … alles dabei ... es war soooo schööön … die Vorfreude wächst schon auf 2019 :)

Gesichter von Mera Luna Part I

Gesichter von Mera Luna Part II

Gesichter von Mera Luna Part III

:coin::coin::coin: Greetz Sascha, aka ZINI :coin::coin::coin:
 

DeletedUser425

Es ist ja immer wieder interessant, was man alles so im Internet findet.
Unter viel Mist, sind auch einige ganz unterhaltsame Beiträge dabei die ich dem geneigten Leser natürlich nicht vorenthalten möchte.
Hier etwas zu einem immer wiederkehrenden Thema:

Verein Deutsche Sprache,

wie ich dem Wehklagen auf der Hauptseite* Ihrer Regensburger Abteilung entnehmen musste, bemängeln Sie, dass viele Menschen das Wort Backfisch nicht mehr kennen. Gewiss, eine Kuriosität**, aber eine, die ganz in ihrem Sinne sein sollte. Denn ein Backfisch ist nicht nur ein Fisch, der gebacken, sondern auch einer, der nach dem Fangvorgang wegen seines geringen Alters zurück (back) ins Meer geworfen wird. So hat man früher auch jugendliche Mädchen genannt. Das Wort stammt, wie einige jetzt entsetzt feststellen werden, aus dem Englischen, ist damit genau genommen ein Anglizismus, und die haben nach Ihrer Ansicht nichts im Deutschen zu suchen.
Zugegeben, es gibt noch weitere Herkunftserklärungen für das Wort, aber nach all den Jahrhunderten, in denen es benutzt, gebraucht und vielleicht sogar geliebt wurde, hat es nun seine Pflicht erfüllt und darf in den Ruhestand gehen. Das ist ein wenig wie mit schottischen Burgen, die zwar romantisch wirken, in denen aber niemand mehr wohnen wollen würde. Seltsamerweise fehlt auf Ihrer Liste unerwünschter Anglizismen (die deutschere Entsprechung heißt übrigens Lehnwort, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf) ein anderes Wort aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum: Hydrant. Das sind diese Dinger, aus denen Wasser heraussprudelt, für den Fall, dass es brennt. Was sagt man im korrekten Deutsch dazu? Wasserspender? Wasserfontänenentnahmesystem? Ihnen fällt da sicher etwas ein.
"Klapprechner", "elektronisches Geräuschinstrument"
Sie haben ja auch so geläufige Worte wie "Klapprechner" (Laptop) ersonnen oder den handlichen Begriff "elektronisches Musik- und Geräuschinstrument" für den Synthesizer oder, einer meiner persönlichen Lieblinge: "Erste-Zehn-Schlager" für Top-Ten-Hits der Charts. Entschuldigung, ich meine die Musikrangliste. Und weil der Duden solche und andere Wörter mittlerweile in sein Repertoire (das Wort stammt aus dem französischen und bedeutet so viel wie "eine Stelle, wo man etwas wieder findet") aufgenommen hat, belästigen Sie das Standardwerk nun mit ihrem Schmähpreis "Sprachpanscher des Jahres".
In dieser Umfrage haben Sie auch andere Wörter abgefragt. Schöne, gute, alte, deutsche Wörter, die sehr zu Ihrem Bedauern kaum noch jemand benutzt. Zum Beispiel Pampelmuse. Leider ist das Wort mehr Eindringling, als es Ihre Ohren vielleicht zu erkennen vermögen. Es stammt aus dem Holländischen und Französischen und wurde von unseren Nachbarn wiederum von den Tamilen geliehen. Und das Techtelmechtel hat sich vermutlich aus dem Italienischen entwickelt und ist über das Rotwelsche (Achtung: eine Mischsprache!) zwischen Rhein und Oder vorgedrungen. Kurzum: Ein Viertel aller Wörter im Duden sind undeutscher Herkunft. Damit Sie wissen, auf welche Sie als Sprachmuseumsdirektoren besser verzichten sollten - hier eine Liste ausgewählter Pfuibah-ismen.

Amok - blindwütiges Rasen. Aus dem Malayischen.
Ball - aufgeblasene Kugel. Aus dem Französischen
Dame - Herrin, Ehefrau. Aus dem Französischen
Elfe - Fabelwesen. Aus dem Englischen
Fenster - Lichtluke. Aus dem Lateinischen
Gas - luftartiger Stoff. Aus dem Niederländischen
Herrjemine - Stoßseufzer. Aus dem Lateinischen
Iris - Regenbogen, Regenbogenhaut. Aus dem Griechischen
Jacke - Kleidungsstück. Aus dem Französischen
Kitz - Rehjunges. Aus dem Schwedischen
Leier - Musikinstrument. Aus dem Griechischen
Mauer - Bauwerk. Aus dem Lateinischen
Nett - Eigenschaft. Aus dem Französischen
Orkan - Sturm. Aus einer westindischen Indianersprache
Papa - Vater. Aus dem Französischen
Ramsch - Ausschussware. Aus dem Jiddischen
Streik - Arbeitsniederlegung. Aus dem Englischen
Talisman - Glücksbringer. Aus dem Arabischen
Unentwegt - stetig. Aus dem Schweizerischen
Verbimsen - verprügeln. Aus dem Lateinischen
Walküre - Sagengestalt. Aus dem Isländischen
Zoff - Ärger. Aus dem Jiddischen

*die vom Verein Deutsche Sprache empfohlene Übersetzung für Website, Homepage
**die vom Verein Deutsche Sprache empfohlene Übersetzung für Funfact

Von Niels Kruse


(wobei ich hier natürlich das Wort "Klapprechner" zu meinem persönlichen Favoriten erkläre :rolleyes:).
 

DeletedUser4893

Wie versprochen mein Reisebericht von 2016 über Scandinavien (kann man dort noch Abenteuer erleben ?)
Vielleicht etwas kurz gehalten.

Start der Reise am Mittwoch, 23.6., Richtung Hirtshals in Dänemark. Eine Stunde vor Abfahrt der Fähre waren ich dort. Die Fährzeit betrug 3:15 Stunden. Ich bin dann noch bis Evje, Campingplatz gefahren. Es waren noch Hytten frei. Ich nahm eine mit Dusche und Kühlschrank. Ich blieb eine Nacht. Teilweise hatte es geregnet.

Am 24.6. fuhr ich weiter nach Vossevangen. Sehr viele Tunnels, auch längere. Ich bekamen eine Unterkunft in einer Jugendherberge. Internet war in der Küche vorhanden.

Am 26.6. fuhr ich nach Geiranger. Ich musste über eine Passstraße. Leider war es sehr nebelig. In Geiranger war das Wetter gemischt. Leider kein Internet.

Am 28.6. fuhr ich weiter nach Sunndalsöra. Sehr schöne Hytte mit Küche und Bad und eine nette Vermieterin. Das Wetter war meistens sonnig. Internet vorhanden.

Am 29.6. fuhr ich hauptsächlich auf der E6 bis Gullberget, einige Kilometer nördlicher wie Trondheim. Das Wetter war gut. Internet vorhanden. Ich bekam eine gut ausgestattete Hytte mit Bad und kleiner Küche. Der Campingplatz liegt direkt an der alten E6. Ich machte am 28. einen Ausflug nach Levanger und schaute mir etwas die Stadt an.

Am 31.6. ging es weiter nach Norden, nach Mosjöen. Dort nahm ich ein Appartement. Das Wetter war meistens sonnig. Internet vorhanden.

Am 1.7. überquerte ich den Polarkreis und machte dort eine längere Pause. Anschließend fuhr ich weiter nach Saltstraumen. Das Wetter meinte es wieder gut mit mir, es regnete nur wenig. In Saltstraumen nahm ich eine Hytte, eher schon ein kleines Haus. Das war dann auch doppelt so teuer. Ausflug zu einem Garden gemacht.

Am 3.7. fuhr ich nach Ballangen. Die E6 wurde von einer Fähre unterbrochen. Das Wetter war wieder sehr schön. Ich bekam eine gut ausgestattete Hytte mit Bad und kleiner Küche und Internet.

Am 4.7. fuhr ich weiter Richtung Tromsö. Etwas abseits, ca.15 km, der Stadt ist ein Campingplatz. Ich hatten wieder eine schöne Cabine (Hytte). Das Wetter war gut und ich machte einen Ausflug in die Stadt.

Am 6.7. fuhr ich nach Alta. Dazwischen waren 2 Fähren die ich auch benutzte. Zusätzlich machte ich eine Pause am Hotel Gildetun, auf einem Hochplatau gelegen mit Fjordblick. Leider regnete es. In Alta bekamen ich ein Zimmer mit Kühlschrank. Ich machte einen Spaziergang zum River.

Am 8.7. fuhr ich weiter nach Norden. Die Bäume wurden immer weniger. Das Wetter war gut bis ich in Skarsvag ankamen. Dann wurde es diesig und auch kalt. Für 4 Tage hatte ich eine Hytte genommen. Aber das schlechte Wetter hielt sich.

Am 12.7. fuhr ich nach Ifjord. Das Wetter wurde zunehmend besser und die Sonne schien. Unterwegs kam mir etwa pro Stunde ein Auto entgegen. Der Ort ist nicht sehr groß aber er hat einen Campingplatz. Ich bekam ein Zimmer mit Bad.

Am 13.7. fuhr ich dann nach Kirkenes, im Osten von Norwegen gelegen. Das Wetter war sehr gemischt. Internet vorhanden.

Am 15.7. fuhr ich dann Richtung Süden nach Ivalo in Finnland. Das Wetter wurde mit jedem Kilometer besser. Als ich in Ivalo ankamen war es sehr warm. Ich nahm eine Hytte mit Bad und Internet für 2 Tage.

Am 18.7. fuhr ich Richtung Rovaniemi. Kurz vor dem Ort war Santa Claus Village am Polarkreis und ich machte eine Pause. Leider war der einzige Campingplatz in Rovaniemi geschlossen und ich musste noch etwa 240 km fahren bevor ich eine Unterkunft in Poulanka fand.

Am 19.7. ging es weiter nach Kuhmo. Ich fanden noch ein Appartment in einem Motel. Leider konnte ich nur zwei Nächte dort bleiben. Das Wetter war schön. Ich besichtigte eine Hytte, in der ich vor 35 Jahren schon mal war.

Am 21.7. fuhr ich Richtung Tornio und auf halber Strecke bog ich von der Hauptstraße zum Ort Manamansalon ab. Es war ein schöner Campingplatz und die Hytte war geräumig und auch gut ausgestattet. Das Wetter war sonnig.

Am 23.7. fuhr ich nach Tornio. DerCampingplatz war leicht zu finden und ich bekam eine Hytte mit Dusche und Kochecke. Das Wetter war sonnig.

Am 24.7. fur ich Richtung Norden und überquerte den Polarkreis zum 3. Mal. In Pello fand ich einen schönen Campingplatz wo ich eine Hytte mit Dusche und Kochecke bekam. Das Wetter war sehr warm und es wurde nicht dunkel.

Am 26.7. fuhr ich nach Kiruna im Norden von Schweden. Die Unterkunft war diesmal ein Hostel (Jugendherberge). Es war aber alles da was man brauchte. Das Wetter war super.

Am 29.7. fuhr ich nach Arvidsjaur und überquerte den Polarkreis dabei zum 4.Mal. Eine nette Hytte konnte ich für eine Nacht benutzen.

Am 30.7. fuhr ich weiter Richtung Süden nach dem Ort Dorotea. Auf dem dortigen Campingplatz bekam ich eine Hytte. Das Wetter war immer noch warm.

Am 1.8. fuhr ich weiter nach Östersund. Ich blieb 2 Nächte auf dem Campingplatzund schaute mir den Ort an. Das Wetter war schön sonnig.

Am 3.8. führ ich weiter nach Leksand-Strand. Schön gelegener Campingplatz am See und ich hatte eine Hytte zwischen den Bäumen. Mit dem Wetter hatte ich wieder Glück und schaute mir den nahegelegenen Ort Leksand an.

Am 6.8. fuhr ich nach Köpmannebro, dort wohnt mein Onkel Sven. Ich blieb 4 Tage und das Wetter war sehr warm.

Am 10.8. fuhr ich nach Vimmerby. Dort blieb ich eine Woche. Das Wetter meinte es imernoch gut mit mir. Ich sah mir den Ort an und alle Lokalitäten wo die Pippi-Langstrumpf-Filme gedreht worden waren.

Am 17.8. fuhr ich zum Campingplatz Jägersbo bei Höör in Schweden. Es war immer noch sehr warm.

Ich kam am 18.8. bei Verwandte in Deutschland an.

Gefahrene Kilometer gesamt: 10500 Km, Ausgaben inkl Tunnelmaut: 8000 Euro für 8 Wochen herrlichen Urlaub.
 
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