Zum Schluss haben wir noch eine etwas längere Geschichte. Viel Spaß beim lesen!
Teil 1:
Irgendwo in Elvenar steht eine kleine und unscheinbare Pilzhütte. Man muss schon sehr genau hinsehen, um zu erkennen, dass es sich überhaupt um eine Behausung handelt. Auf den ersten Blick ist es nur ein obschon riesiger, aber dennoch ziemlich unscheinbarer Pilz. Nur in dunklen Winternächten kann man anhand der Lichter in den Fenstern erkennen, dass es sich hier um ein Häuschen handelt. Das Umfeld ist so unscheinbar, wie es anders gar nicht mehr sein kann. Vielleicht würde das kleine Raptorennest darauf hinweisen, aber wer vermutet schon Leben in der Nähe eines Raptorennestes? Schauen wir etwas näher und wagen einen Blick durch die von Feuerschein erhellten Fenster....
Ein reges Treiben verbirgt sich dahinter. Winzig kleine grüne Wesen üben ein geschäftiges Treiben. Klein in Gestalt, grün von Kopf bis Fuß, der Kopf erscheint ein wenig „überdimensioniert“ für den doch recht kleinen Körper. Wirklich groß erscheinen nur die spitzen Ohren und die schwarzen, beinah garstig leuchtenden Augen. Hierzulande, in Elvenar, vermag man diese Wesen als Goblins zu bezeichnen...
Goblins sind ein nicht so unwichtiger Teil der Rasse der Orkse. Die Orks sind ein altes Kriegervolk, die es irgendwie in allen Reichen Elvenars schon immer gegeben hat. Sie leben in einer Art Kasten-System. Das wiederum bedeutet, es gibt strenge Ränge und Ordnungen innerhalb einer Horde. Trotzdem war es keinem Ork direkt von Geburt an vorbestimmt, in welche Kaste er gelangen würde. Bis zu ihrem 8. Jahr wuchsen Orkse und Goblinse genau gleich auf, es wurde auch kein Unterschied gemacht zwischen männlich und weiblich, zwischen Ork und Goblin und ja auch zwischen Troll und Trollin. Jeder konnte von Geburt an alles werden: Tüftler, Krieger, Shamane, Weiser, Sammler, Späher oder Kriegsherr oder sogar König und Königin... All das entschied sich mit der Prüfung im 8 Lebensjahr, der orkischen Pubertät, wenn wir so denken wollen...
Nopps und Cropster waren Brüder, jeder hatte seine eigene kleine Familie, aber in diesem Jahr fanden sie sich in dem kleinen Pilz-Haus ihrer Großeltern wieder, denn es gab etwas Besonderes zu feiern. Es war die Zeit um das menschliche Weihnachten. Goblins und Orks wissen mit dieser Tradition nicht viel anzufangen, aber man hatte in diesem Jahr die nach Blumen und Blümchen stinkenden Feen erfolgreich „zerstampft“ . Diabhal, der König der Orks, war mächtig stolz auf den Sieg über das zierliche Volk der Feen und das musste einfach ansehnlich gefeiert werden; und kein anderer Zeitpunkt würde besser passen als das menschliche Weihnachtsfest.....
In der kleinen Pilzhütte wurde also heftig vorbereitet, gebrutzelt, gekocht, gebacken und getüftelt. Nur der alte Graubart, ein sehr betagter Goblin, saß in seinem Schaukelstuhl, stopfte seine Tabakpfeife und erzählte "wahre" Geschichten von seinem letzten großen Orkspektakel vor gut 800 Jahren, obwenn ihm keiner so recht zuhörte....
Plötzlich pochte es an der alten Holztür. Nopps, der kleine Tüftler, erschrak. Die kleinen schwarzen Goblinaugen schärften sich und alle im Raum waren augenblicklich kampfbereit, die kleinen Goblinfinger an ihrem Gidbit, dem Nahkampfgiftdolch eines jeden Goblin...
„Dazz Ding Go“ sprach eine rauchige Stimme hinter der alten Holztür. Die angespannte Situation legte sich wieder, es war offensichtlich nur ein Trollspäher, der an die Tür geklopft hatte.
Nopps öffnete. Wie er vermutete, stand ein Trollspäher vor ihm, aus seinem Blickwinkel, ziemlich groß, in blauer fast nachtgleicher Haut, nur der rote Irokesenschnitt wies ihn als Späher Diabhals aus...
„Der König“ sprach er kurz angebunden und völlig außer Atem...
„Der König verlangt nach Euch, Made.“
Der kleine Goblin war entsetzt und schluckte.
„Der König?“, erwiderte er mit zitternd garstiger Stimme. „...verlangt nach mir?“
Ein emsig Schweigen. Der Trollspäher richtete sich auf: „Ja, Euer Goblinhaftigkeit, Ihr mögt von Euren Plänen für das Fest berichten, dies duldet keinen Aufschub! Erscheint, oder werdet den Wölfen zum Fraße vorgeworfen!....“
Nopps konnte es nicht fassen. Er zitterte, war ängstlich und erfreut zu gleich! Er brauchte einen Moment, sich zu fassen. Dann richtete er sich auf, nahm seinen ganzen Mut zusammen und erwiderte: „ Ich werde dem Ruf seiner Majestät folgen!“
„Ghul Shak,“ erwiderte der Troll und verschwand ebenso geheimnisvoll in der Dunkelheit, wie er gekommen war...
"Deine mikrigen Beinchen sind viel zu kurz!"
tönte sein Bruder Croppster der hinter der Tür gelauscht hatte.
"Wie willst du den langen Weg zur Ruhmeshalle schaffen bis der Morgen graut?"
sprach er weiter und und stützte die kleinen grünen Ärmchen in die Seiten.
"Kein Problem, kein Problem, mein treuer Ajoll wirds schon richten..."
Ajoll ist eine Kampfhexe, die Nopps als winzig kleines Wesen im Wald gefunden hatte und aufzog zu einem mächtigen, stolzen und sehr wendigen Rennleguan.
"Keine Zeit, keine Zeit! Ich breche sofort auf!" Großmütterchen Gierrit hatte ihm schon das kleine grüne Krötenledertäschen mit Pilzsandwiches und Maulbeerschnaps gepackt als Zehrung für die Reise und legte sie ihm über die schmächtigen Schülterchen. Die kleine schwarzen Goblinaugen funkelten scharf auf, er eilte in die Werkstatt, raffte die Schriftrollen und das Päckchen mit der Überraschung für den König zusammen und schwupps, ebenso schnell wie er kam, wart er schon am Raptorennest und sattelte seinen treuen Ajoll, sprang in einem Satz auf dessen Rücken, spannte die Zügel und rief: "Nog tra gazz, Ajoll" das bedeutete soviel wie "so schnell wie der Wind" in der Goblinsprache. Ajoll machte einen gewaltigen Sprung von 15 Metern , als hätte ihn eine Feenhummel gezwickt, und wart schon nicht mehr auszumachen. Ajoll war mit Abstand das schnellste Echsentier in den orkischen Wäldern Elvenars. Die Reise war etwas holprig, denn das Tier sputete mühelos über jedes Hindernis, rannte Felswände senkrecht hinauf und machte immer wieder sagenhaft große Sprünge. Nopps mußte aufpassen, dass er seinen Maulbeerschnaps nicht beim Trinken verschüttete...
Als sich die Sonne hinter den Baumwipfeln Elvenars langsam erhob und die schneebedeckte Landschaft zum Funkeln brachte, tauchte vor der alten Ruhmeshalle, dicht neben den Ruinen des Wachturms, ein völlig entkräfteter Trollspäher auf. Er war die ganze Nacht gesprintet, um König Diabhal Nachricht aus der kleinen Pilzhütte tief in den Wäldern kund zu tun. Plötzlich, ein immer lauter werdendes Surren und Rascheln in den Bäumen, hier und da konnte man in der Ferne Bäume wie Streichhölzer umknicksen sehn und man vernahm ein eiliges... "Trappeln" so geschwind, dass man vermutete eine ganze Armee marschierte auf die Stadt zu. Die beiden Ork-Strategen, die den Eingang zur Ruhmeshalle König Diabhals bewachten, waren sofort in Kampfbereitschaft und tönten ein tiefes, grollendes "Wuuuääääh", während sie ihre Streitäxte zogen. Aus den Kasernen, Söldnerlagern, Brutstätten, Trainingsgeländen und der Heldenschmiede strömten kampfbereite und bis an die Hauer bewaffnete Ork-Krieger, - Strategen, gezähmte ältere Treants und unheimliche Zerberus versammelten sich um den großen Platz und ließen ihren Kriegsschrei ertönen: "Wuaaagh , wuaaagh, wuaaagh!" . Das bedrohliche "Trappeln" der offenbar tausenden Füße wart schon sehr nahe. Gerade als die Sonne den großen Kristall an der Spitze des elfischen Kristall-Leuchturms mit gleißendem Licht erfüllte und dieser langsam die ganze Stadt funkelnd hell erleuchtete, wurde plötzlich für einen Bruchteil einer Sekunde die Sonne verdunkelt von etwas Großem tierischen Ursprungs, dass seinen mächtigen Schatten auf den großen Platz warf. Mit einem gewaltigem Rumms landete dort eine bläuliche Echse, auf dessen Rücken ein kleines grünes Wesen zu sitzen schien. Es war Ajoll. Die Orkse schauten sich ganz erstaunt an. Nopps war auf der holprigen Reise so nervös gewesen, dass er den ganzen Flakon mit Großmütterchen Gieritts Maulbeerenschnaps geleert hatte und sichtlich benebelt war. Das Tier ließ sich sacht zu Boden und der kleine Goblin plumpse auf den Boden und erlangte sein Bewusstsein zurück, schüttelte sich kurz und richtete sich mit sichtlichem Gleichgewichtsproblem auf. Er versuchte sich zu verneigen, was in seinem Zustand mehr als gewagt war und rang sich die Worte: "Hicks, wäääh.... Nopps zu ...... zu..... Diensten..... hicks.... Eure... hicks eure.. Mäjestätigkeit...hicks..." ab und ein markerschütternder Goblinrülpser hallte über den großen Platz. Die Orks schauten sich an und brachen in ein hallendes Gelächter aus: "Wuhahahahaharrr Orks , Orks, Orks!!!"
Der alte Trollspäher war überrascht, dass dieses kleine Wesen beinahe so schnell wie er selbst gewesen war und verneigte sich: "Seine Großhaftigkeit König Diabhal erwartet Euch..."