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Tote Schwaben können's besser (eine Geschichte)

  • Themenstarter Gelöschtes Mitglied 26332
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Gelöschtes Mitglied 26332

Tote Schwaben können's besser

***
Vorwort

Ein überlautes Platschen weckte ihn aus seiner Ohnmacht und dröhnte in seinen Ohren. Seine Kleidung klebte nass auf seiner Haut.
Schwerfällig versuchte er, seine Augenlider zu heben, doch um ihn herum blieb es dunkel. Schmerz hämmerte brachial an seinem Hinterkopf, und mit einem leisen Zischen griff er sich in den Nacken. Dort fühlte er eine dickflüssige Masse, die zäh an seiner Hand kleben blieb.

Blut!

Er wähnte sich in einem Albtraum, als er spürte, wie ihn ein Sog unbarmherzig nach unten trieb, so als ob jemand oder etwas an seinen Beinen zog. Noch immer hatte er nicht begriffen, was soeben mit ihm geschah. Verzweifelt versuchte er, die Benommenheit von sich abzustreifen und die Situation zu sondieren.
Erst, als er hörte, wie sich ein Motorengeräusch von ihm entfernte, erinnerte er sich. Mit weit aufgerissenen Augen begann er, panisch mit den Armen zu rudern. Wasser brannte in seinen Lungen. Hustend und spuckend versuchte er, wieder an die Oberfläche zu gelangen.

Vergeblich! Bei jeder Bewegung stieß er auf elastischen Widerstand in Form eines großen Jutesacks. Er spürte, wie die Felsbrocken, mit denen dieser beschwert worden war, schmerzhaft an seinem Körper entlang schrammten.
Das Adrenalin, welches seinen Körper durchbrauste, hielt seinen Widerstand wach. Wieder und wieder boxte und trat er, so gut es ging, gegen den derben Stoff des verbundenen Sackes, in der Hoffnung, dass die Verschnürung seines nassen Gefängnisses sich lösen würde. Seinen Mund hielt er geistesgegenwärtig geschlossen, doch allmählich fühlte er, wie seine Kräfte erlahmten. Jürgen Mantwieds Brust schnürte sich panisch zusammen, sein Herz schwankte zwischen Stillstand und Rasen.
Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Langsam und trudelnd trieb er nach unten. Seine Lungen drohten beinahe zu bersten. Als er es nicht mehr aushielt, öffnete er keuchend den Mund.
Noch einmal versuchte er, die kalte Lethargie, die ihn ergriff, abzuschütteln und sich zu befreien. Wut übermannte ihn, und er mobilisierte seine letzten Reserven. Er würde alles daran setzen, dass ihr Plan nicht aufgehen würde.

Auf gar keinen Fall ließe er sich ersäufen wie eine Katze!

***

Zeitgleich geisterten zwei Scheinwerfer über den nachtdunklen See, verbunden mit dem Tuckern eines Dieselmotors. Eine Gruppe dunkler Gestalten stand am Ufer, und sie starrten geschlossen aufs Wasser hinaus. Die Männer trugen dunkle Lederkleidung, ihre Gesichter waren hinter Nachtsichtbrillen versteckt.
Die meisten von ihnen waren mit modernen Jagdgewehren bewaffnet. Vor ihren Füßen lag ein großer Kadaver – der Grund, weshalb Jürgen Mantwied gerade auf dem besten Weg war, Schlick aus dem Höllensteinsee als Hauptmahlzeit zu bekommen.
Im Hintergrund brach sich ein silbern scheinender Mond durch die Äste urtümlicher Bäume und zeichnete deren Schatten auf den waldigen Boden, wo sie sich mit den Silhouetten der Verbrecher vermählten.
Die Männer hatten ihren Platz gut gewählt: fernab von der Zivilisation, unzugänglich für Autos, mitten im Bayrischen Wald. Tagsüber war es eine Idylle, doch jetzt - im Angesicht eines Mordes in einer Vollmondnacht - war es eine Atmosphäre des Grauens.

Ungerührt sahen sie zu, wie vor ihren Augen ein Mensch unterging.

Kurze Zeit später trieb ein Boot auf sie zu. Am Ufer angelangt, nahm dessen Führer das zweite Mal einen leblosen Körper entgegen und kehrte zu der Stelle zurück, wo Jürgen Mantwied mit seinem Leben rang.
Anmutig schwebte kurz darauf ein toter Luchs an dem Neptunopfer vorbei. Mensch und Tier im Tode vereint!

Fortsetzung folgt, wenn Bedarf besteht. Bitte um Feedback. ;)
 

Nicita20

Bekannter Händler
Cool :) spannend zu lesen …. Ich bin zwar nich der lesefreak, aber gerne her mit einer Fortsetzung :):)
is ganz cool hier auch mal was andres lesen zu können …. Abwechslung im spielealltag :)

LG Nici
 

Gelöschtes Mitglied 26332

@Nicita20 : Wie gewünscht. Wieder ein Auszug aus demselben Roman. Danke für dein Interesse. ;)

***
Ein Mann verschwindet

„Das wäre erledigt.“ Triumphierend rieb sich der größte und muskulöseste der Männer die Hände und grinste. "Wir werden zwar noch ein paar Mal auf die Pirsch gehen müssen, doch ich denke, das wird niemanden von uns wirklich stören. Und solange uns niemand erwischt ..."
Phillip Baumgartners gesamtes Auftreten und seine Körperhaltung waren bestimmt, und trotz seiner vorgetäuschten Lässigkeit spürten seine Komplizen eine kaltblütige Aggressivität hinter seiner Fassade.
„Und was ist mit dem Typ?“ Gregor Meinschel traute sich fast nicht, zu fragen. „Wenn der wieder hochkommt, sind wir am Arsch.“

„Dein Angsthasen-Gehabe geht mir schon lang auf den Sack“, antwortete eine tiefe Stimme aus der Mitte der Gruppe heraus. „So schwer beladen, wie der war, landet der Kerl direkt in der Hölle." Egon Triebentorf trat vor ihn hin, verschränkte die Arme und starrte auf ihn herab.
Gregor wurde es unwohl zumute. Sein Gegenüber war größer und kräftiger, und sie waren schon einige Male hintereinander gekommen. Dieses Draufgängertum war ihm manchmal zuviel, doch aussteigen kam für ihn nicht in Frage. Dazu war seine Bezahlung einfach zu gut.

Ein letztes Mal näherte sich ein kleines Motorboot der Gruppe am Ufer. Gregor und Egon nahmen dessen Fahrer mit lautem Geschrei in Empfang. Winnie Kahlmann grölte zurück und tuckerte ihnen langsam entgegen. In seichtem Gewässer schaltete er Motor und Scheinwerfer aus und warf den beiden, die ihm entgegenwateten, einen Strick zu, um das Boot an Land ziehen zu lassen.
Anschließend nahm er einen blutdurchtränkten Plastikbeutel vom Boden und stieg aus dem schwankenden Kahn. Er näherte sich Phillip und reichte ihm sein Geschenk. „Für die Foto-Session“, lachte er auf. „Diesmal habe ich die Ohren genommen. Für mehr war nicht genug Zeit.“
„Kluger Junge“, wurde er daraufhin gelobt, allerdings in eher ätzendem Ton. Winnie überlegte, ob dem Wortführer eine Laus über die Leber gelaufen sei.
„Du hast viel zu lange gebraucht“, klärte ihn eine volltönende Frauenstimme auf. „Wir dachten schon, du kämst nicht wieder.“ Eine schlanke Gestalt schälte sich aus der Dunkelheit und wuchs vor dem jungen Mann in die Höhe.
Winnie schluckte verdattert und fühlte sich einmal mehr von so viel dunklem Glanz geblendet. Tamara Biesenkopf war Phillip Baumgartners Freundin, und flüchtig fragte er sich, ob sie sich für den Mist wirklich aus Überzeugung oder aus Liebe hergab.
Lasziv schmiegte sich die langbeinige Schönheit an ihren Kerl und warf ihre langen schwarzen Locken nach hinten, nicht ohne noch einen hochmütigen Blick über die mittelgroße Gestalt ihres Gegenübers gleiten zu lassen.
Winnie traten Schweißperlen auf die Stirn. Tamaras dunkelgrünen Raubtieraugen glitzerten durch das Dunkel und schienen bis auf den Grund seiner Seele zu blicken.
Er wandte sich ab und starrte hinaus auf den See. Wenn ihn einer von denen enttarnte, dann sah er sich in Gesellschaft des Luchses und seinem Opfer.
Er hoffte, dass der Mann Zeit genug hatte, um sich zu befreien und wieder nach oben zu kommen. Immerhin hatte Winnie ihm das Messer gelassen, um es ihm leichter zu machen. Ihn im Alleingang zu retten, hatte er sich nicht getraut, und wäre er noch weiter weg vom Ufer gefahren, dann hätten die Anderen Lunte gerochen.
Nun war er gespannt, was sich Jürgen Mantwied einfallen ließ, wenn er es schaffte. Winnie Kahlmann war kräftig und durchtrainiert, während die Statur seines Opfers eher drahtig war. Dennoch war es ihm nicht leicht gefallen, den bewusstlosen Mann über den Bordrand zu hieven und ihn mitsamt „Reisegepäck“ ins Wasser zu werfen. Unter den Argusaugen seiner "Komplizen" am Ufer hatte er sich schweren Herzens dazu überwunden, wusste er doch, was davon abhing. Es war seine allerletzte Prüfung, und nun kam es darauf an, ob sie ihm vertrauten.

Schwieriger war es für ihn gewesen, seine Wut unter Kontrolle zu bringen. Über kurz oder lang würde diese ihn zwangsläufig verraten, und das hieße nicht nur, dass alles umsonst war.
Ein Schubs und die Aufforderung, aufzuhören zu träumen, riss ihn aus seinen Gedanken. In diesem Moment war er froh, seine Augen hinter der großen Nachtsichtbrille, die er immer noch trug, verbergen zu können. Sein Herz wurde von Angst umklammert, und allmählich wurde es Zeit, die anderen vom Schauplatz zu lotsen, damit Jürgen auftauchen konnte. Das dunkle Wasser blieb jedoch ruhig.

***
Vier Tage später meldete Helene Mantwied aus Plattling ihren Mann als vermisst. Seit drei Jahren wohnte das kinderlose Paar aus Oberschwaben in Bahnhofsnähe.
Als Jürgen gehört hatte, dass Wolf und Luchs im Bayrischen Wald angesiedelt werden sollten, war er Feuer und Flamme gewesen, und er wollte dabei sein, wenn es soweit war. Also zogen sie um und eröffneten gemeinsam eine kleine Tierdetektei.
Hauptsächlich kümmerte sich die kleine Firma, die erst seit Kurzem aus vier Mitarbeitern bestand, um das Suchen vermisster Tiere, vermittelte herrenlose Tiere an neue Halter oder klärte die Verbrechen auf, um die sich sonst niemand kümmert: Verbrechen am Tier.

Wenige Wochen vor der Begegnung am See war Jürgen Mantwied – der Chef der Plattlinger Tierdetektei „Struppi und Strolchi“ - auf die Hetzseite „Gegenhund.org“ gestoßen und versuchte, diese sperren zu lassen. Zwei Wochen nach seiner Anzeige gegen Unbekannt wurde ihre Katze „Minki“ vergiftet und direkt vor der Haustür des großen Blockes, in dem die Mantwieds wohnten, abgelegt.
Kurz darauf verschwanden mehrere Hunde aus ihrer Straße.
Die deutlichste Warnung war die Zusendung einer toten Ratte, die im Büro seiner Detektei einging, verbunden mit der Aufforderung, die Finger von der Website zu lassen.
Unabhängig davon engagierten sich Jürgen Mantwied und seine Crew seit ungefähr einem Jahr aktiv für das Projekt „Trans-Lynx“. Diese Titulierung steht für grenzüberschreitende Bemühungen zwischen Tschechien und Deutschland, eine Luchs-Population im Bayrischen Wald anzusiedeln.
Seit 2012 wurden mehrere Luchse im Lamer Winkel entdeckt und registriert, mit Sendern versehen und überwacht. Das Projekt drohte, zu scheitern. Einzelne Tiere wurden erschossen, ertränkt, vergiftet, aus Freigehegen befreit. Andere waren plötzlich verschwunden, ohne dass jemals ein Kadaver von ihnen entdeckt worden wäre. In Oberösterreich stellten sich die Repräsentanten der Jägerschaft öffentlich gegen eine Ansiedlung quer. Die Ermittlungen gegen die unbekannten Wilderer gingen schleppend voran, oder laufende Verfahren wurden eingestellt.

Einzelne Stimmen wandten sich an die Presse und vermuteten Befangenheit der Ermittlungsbehörden, Jäger wurden mit dem Luchsschwund in Verbindung gebracht. Unter dieser Prämisse interessierte sich die Detektei "Struppi und Strolchi" für die Vorfälle der vergangenen Zeit und schaltete sich heimlich in die laufenden Ermittlungen ein.

Fortsetzung folgt, wenn gewünscht. Bitte erst wieder Feedback. ;)

Ps: Dieser Krimi entspringt einem wahren Hintergrund.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Lightning31

Geist des Berges
Wahnsinn,das ist so spannend geschrieben,dass ich es gar nicht erwarten kann,die nächste Fortsetzung zu
lesen,liebe Alidona!:)
 

Bertram von Traunstein

Discord-Moderator
Elvenar Team
Wahnsinn,das ist so spannend geschrieben,dass ich es gar nicht erwarten kann,die nächste Fortsetzung zu
lesen,liebe Alidona!:)
Und wie sie schreibt! :):D
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Schöne Story!
 

Gelöschtes Mitglied 26332

@Lightning31 Danke schön. Fortsetzung, wie gewünscht:

***
Helene Mantwied wandte sich ab und trat ans Fenster. Soeben erst war sie von der Wache zurückgekehrt und befand sich nun im Büro der Detektei.
Aufgewühlt starrte sie hinaus in den Sommertag. Die Sonne veranstaltete Schattentanz mit den Zweigen und Blättern einer alten Kastanie auf dem Pflaster des Gehsteigs. Noch immer spürte sie den misstrauischen Blick des jungen Polizisten im Rücken, während sie das Polizeigebäude in Plattling verlassen hatte.
Die Zeit, die sie in einem tristen Verhörraum verbracht hatte, war so zäh gewesen wie Gummi, genauso wie dessen Begriffsstutzigkeit. „Weshalb kommen Sie erst jetzt?“, hatte der Beamte Helene gefragt, und sein Ton war nicht sehr freundlich gewesen. Er hatte sie angesehen wie eine Verbrecherin, doch was hätte sie ihm sonst antworten sollen? Schließlich war es die Wahrheit.

Naja, zumindest ein bisschen!

Es stimmte: Jürgen war vor vier Tagen gegangen, und seitdem hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Grund zur Sorge hatte sie dennoch erst seit dem gestrigen Abend, als er die anberaumte Teambesprechung versäumt hatte. Winfried Kahlmann war auch nicht erschienen, doch das war ein Fakt, den sie besser verschwiegen hatte. Sie fragte sich, ob das ein Fehler gewesen war.
Zwei große Hände legten sich auf ihre Schultern. Sie drehte sich um und legte den Kopf an die Schulter des Mannes, mit dem das Paar seit Langem befreundet war. Michael Drehbusch strich ihr übers Haar und bat Helene, sich nicht zu viele Sorgen zu machen. „Bestimmt haben sie sich nur verspätet. Es war von Anfang an klar, wie gefährlich es ist, was Jürgen und Winnie vorhaben.“
Mit hilflosem Blick sah sie zu ihm auf und musterte geistesabwesend die grauen Locken, die ihm in die Stirn hingen.
Die Mantwieds hatten ihren Kollegen vor fünf Jahren über ihre Facebook-Seite kennengelernt. Als sie beschlossen, sich in Bayern niederzulassen, hatte er bei der Wohnungssuche geholfen.
Sie trat von ihm weg und fragte: „Was ist, wenn Winfried Kahlmann ein falsches Spiel mit uns treibt? Er hat Jürgen schließlich in die Gebiete gelotst.“
Michael Drehbusch schüttelte seinen Kopf und antwortete: „Das glaube ich nicht. Für ihn wäre eine Enttarnung noch viel gefährlicher als für deinen Mann. Offiziell haben Winnie und Jürgen ja gar nichts miteinander zu tun.“ Helene setzte sich an ihren Schreibtisch und fuhr den Rechner hoch. „Das ist es ja gerade, was mir Kopfzerbrechen macht. Denk mal dran, wie die beiden sich kennenlernten.“
Mick setzte sich an seinen Tisch ihr gegenüber. Nachdenklich starrte er auf die schiefergraue Tischplatte. Er verstand Helenes Bedenken, doch anders als sie vertraute er Winfried Kahlmann.
Sein junger Kollege wohnte in Deggendorf und war durch Zufall an die Detektei „Struppi und Strolchi“ geraten. Jürgen hatte ihn bei seinen regelmäßigen Streifzügen nach ähnlichen Seiten wie "Gegenhund.org" getroffen und sich mit ihm in Verbindung gesetzt. Nach einigen Chats hatte Winnie sich bei ihnen beworben und wurde ins Team aufgenommen.
„Ich finde, es war ein glücklicher Zufall, dass er zu uns stieß. Immerhin hat er uns auf einiges aufmerksam gemacht, was wir vorher nicht wussten.“
Michael Drehbusch nahm einen Zeitungsausschnitt aus seinem Ablagekorb und schob ihn zu Helene hinüber. Es war ein Aufruf nach Zeugen in einem ganz besonders grausamen Fall von Tierquälerei. Ein junger Rüde war wenige Wochen zuvor in einem Waldstück bei Winzer tot aufgefunden worden. Die Täter hatten den Hund kastriert, kupiert und gehäutet. Ähnliche Fälle in ganz Deutschland ließen auf Bandenkriminalität schließen. Durch die Entdeckung der Seite „Gegenhund.org“ wurde Micks Vermutung untermauert.
"Ich fresse einen Besen mitsamt der Putzfrau, wenn dieser Drecksseite ihre Daseinsberechtigung nicht irgendwann aberkannt wird. Bisher war alles umsonst, was unternommen wurde, um sie löschen zu lassen. Und wenn die Fotos, die dort gepostet werden, nicht echt sind, dann tanze ich nackt auf dem Marktplatz." Verärgert sah er Helene an und trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
Heftig schüttelte sie ihren kurz geschorenen Kopf und schob den Zeitungsausschnitt zurück. „Ich will das wirklich nicht sehen.“
Drastisch hatte sie das Bild ihrer toten Katze vor Augen. Sie konnte ihre Todesqualen regelrecht fühlen, und es war ihr nach Schreien zumute. Das mit Rattengift vergiftete Tier war am vorletzten Wochenende in der Nacht abgelegt worden. Am anderen Morgen stolperte ein Spätheimkehrer aus dem Haus fast über den verkrampften Tierleib und klingelte ihren Mann aus dem Bett.
Jürgen hatte sich um alles gekümmert, doch für Minki war es zu spät. Dem Tiernotdienst blieb nur noch übrig, die Katze von ihrer Qual zu erlösen.
„Ich habe jedenfalls noch nie etwas von dieser Gesellschaft gehört, mit der Winnie angeblich zusammen arbeitet“, warf sie Mick skeptisch entgegen. Helene holte eine Visitenkarte aus einem kleinen Köcher, der neben ihr stand, und musterte sie. Die cremefarbene Karte trug das Agricom-Logo, das aus einem stilisierten Eichenblatt bestand. Die Signatur war ein Kürzel.
Michael Drehbusch stand auf, nahm ihr die Karte aus der Hand und kehrte zurück an seinen Schreibtisch. Das leichte Sommerhemd klebte ihm förmlich am Körper, und Schweißtropfen standen auf seiner Stirn. Er suchte in seiner Schublade nach einem Papiertaschentuch und fuhr sich damit übers Gesicht.
„Eigentlich könnte ich mir etwas Schöneres vorstellen, als hier im Büro zu sitzen und mir hier den Kopf über deinen Mann zu zerbrechen. Du wirst sehen: Heute Abend steht er vor der Tür, und alle Aufregung war dann umsonst. Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass die beiden mehrere Tage unterwegs sind.“ Mick klickte mit seiner Maus kurz auf den Desktop und ließ den wirbelnden Bildschirmschoner verschwinden. Dann ging er ins Internet und suchte nach der Seite „Gegenhund.org“.
Er hoffte, aktuelle Kommentare von Jürgen zu finden, der mit einem Fake-Profil in der Community war. Plötzlich wurde Mick stutzig. „Das gibt es doch nicht!"
„Was ist?“, fragte Helene besorgt, doch er winkte nur ab. Er schaute die Karte genauer an und blickte dann zurück auf den Bildschirm. Das Logo der Homepage und das auf der Visitenkarte glichen sich bis ins kleinste Detail. Er versuchte es über Google und tippte „Agricom“ ein. Das Kürzel führte zu keinem Ergebnis. Erst, als er den vollen Namen der Gesellschaft eingab, wurde er fündig „Gegenhund.org“ war offenbar die Unterseite eines weltweit agierenden Dachverbandes namens „Agricultural Commonwealth of the World“.

Also doch!

Er versuchte, sich seine wachsende Besorgnis nicht anmerken zu lassen, doch Helene ließ sich nicht täuschen. „Mick, was ist los?“, fragte sie noch einmal. Ihre Stimme klang drängend. Er wechselte das Menü, lehnte sich zurück und starrte die Frau abwesend an. Ihre grauen Augen hakten sich regelrecht an ihm fest, während sie wartete, dass er ihr die Antworten gab, die sie erhoffte. Ein Gefühl sagte Helene Mantwied, dass er etwas entdeckt hatte, was ihr nicht gefiel.
Michael Drehbusch focht einen Kampf mit sich aus. Würde er ihr seinen Verdacht mitteilen, wäre ihr wirklich geholfen? Vielmehr sähe sie sich bestätigt, und er selbst wäre in seinen künftigen Handlungen gehandicapt.
Dann traf er eine Entscheidung, fuhr den Rechner herunter und erhob sich. „Es ist nichts, Helene. Ich habe nur gerade entdeckt, was hinter Agricom steckt, doch das ist nicht weiter dramatisch. Die Organisation ist noch zu neu, um sich eine Meinung darüber zu bilden. Ich brauche ein paar Tage Urlaub, um meine Exfrau zu besuchen. Sie liegt im Krankenhaus.“
Helene sog die Luft ein. „Das hast du mir noch gar nicht gesagt. Ist es was Schlimmes?“
Mick ging an seinen Aktenschrank und holte sein Laptop heraus. „Ich habe es selbst erst soeben erfahren. Unsere Tochter hat es mir per Mail mitgeteilt. Es ist glücklicherweise nichts Ernstes, nur Blinddarm.“
Er hoffte, sie würde sich mit dieser Erklärung zufrieden geben, doch da kannte er sie offenbar schlecht. Micks junge Chefin erhob sich und vertrat ihm den Weg, bevor er die Tür hinter sich schließen konnte.
Seine scheinbare Ruhe irritierte sie. Burschikos verschränkte sie ihre Arme. „Komm schon, Mick. Du verschweigst mir etwas, und du hast etwas ganz anderes vor. Und ich glaube, es hat etwas mit Agricom, Winfried Kahlmann und Jürgen zu tun.“ Verlegen musterte Michael Drehbusch ihre schlanke Figur. Sie ließ sich offenbar kein X für ein U vormachen, soviel stand fest. Also sagte er ihr die Wahrheit. „Du weißt doch, dass Jürgen die von Gegenhund.org angezeigt hat."
Sie nickte knapp und forderte ihn mit einem Fingerzeig auf, weiterzusprechen. Er lehnte sich in den Türrahmen, kreuzte die Beine und überlegte, wie viel er ihr zumuten konnte. Dann fuhr er fort: „Die Organisation, bei der Winnie angeblich aktives Mitglied ist, scheint nicht ganz koscher zu sein. Offiziell steht sie für Umweltschutz und Landschaftserhaltung, hat also überhaupt nichts mit Tierschutz zu tun.“
Mick machte eine kleine Kunstpause und sah sie vorsichtig an, doch ihre Miene blieb ausdruckslos. „Das ist mir bekannt“, erwiderte sie. „Was genau gibt dir nun Grund zur Besorgnis?“
Er löste sich aus seiner Position, ging hinüber zu Helenes Schreibtisch und winkte sie zu sich. Dort holte er die Website „Gegenhund.org“ auf ihren Desktop und zeigte mit einem Kugelschreiber darauf. „Siehst du das Logo?“, fragte er fast aggressiv.
Helene bejahte, sah ihn jedoch nach wie vor verständnislos an. Ohne ein weiteres Wort knallte Michael Drehbusch die Visitenkarte von Agricom vor ihr auf den Tisch und schlug die Tür hinter sich zu.

Fortsetzung folgt, wenn gewünscht. Leider ist ein Post begrenzt, und Doppelposts will ich vermeiden.
 

Gelöschtes Mitglied 26332

Du solltest unter die Autoren gehen. Sehr gut geschrieben, spannend, detailreich :)

Bin ich schon, @SunrisePhilipp1

Hab nur damit aufgehört wegen den Augen. Selfpublisherin auf einer Autorenplattform und auf Amazon. Sind allerdings nur noch 2 Ebooks von mir im Verkauf. Die Geschichte hier war auch schon im Verkauf, und ich trage mich mit dem Gedanken, sie nochmal zu publizieren. Muss allerdings noch ein bisschen überarbeitet werden, die Formate stimmen nicht mehr.

Das Buch war seinerzeit eins von meinen Highlights mit 81 Verkäufen in einem Monat, schon wegen dem realistischen Hintergrund.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Gelöschtes Mitglied 26332

Fortsetzung:

Bis zum Abend steigerte sich die 32-jährige Chefin der Tierdetektei an den Rand der Hysterie. Noch immer hatte sie von ihrem Mann nichts gehört, ebenso wenig wie von der Polizei. Nun war auch noch Michael zu einem unbekannten Ziel aufgebrochen, doch sie konnte sich lebhaft vorstellen, was ihr Freund nun vorhatte.
Nachdem sie sich - noch im Büro - ebenfalls mit der grausigen Website auseinander gesetzt hatte, war ihre Besorgnis noch um ein Vielfaches gewachsen. Sie hatte erkannt, dass Mick einen Zusammenhang mit Agricom sah, und noch mehr fand sie heraus: Etliche bundesweit vertretene Tierschutzvereine hatten bereits vergeblich versucht, Gegenhund.org sperren zu lassen.
Es liefen Anzeigen gegen den Seitenbetreiber und momentan sogar eine Petition. Es war mehrfach von Hundemorden in ganz Deutschland die Rede, und nicht selten brüstete sich ein Hundehasser ganz offen damit, bei irgendeiner Städtesäuberungsaktion - wie sie grausame Hinrichtungen von Tieren nannten - dabei gewesen zu sein. Die Website war alles Andre als harmlos.
Mittlerweile war sie zu Hause. Gedankenverloren saß sie vor ihrem PC und starrte zum Fenster hinaus. Vor ihren Augen ging die Sonne rotgolden unter, doch sie nahm es kaum wahr.
Wie so oft, wenn sie versuchte, zur Ruhe zu kommen, betrachtete sie die Umgebung, die Jürgen und sie seit drei Jahren bewohnten. Die offensichtliche Armut der großen Bahnhofssiedlung rührte sie normalerweise an, doch heute verschwendete Helene Mantwied keinen Gedanken daran. Genervt versuchte sie, den Verkehrslärm der nebenan liegenden Hauptverkehrsstraße auszublenden und sich zu konzentrieren. Die Hitze des Sommers riet ihr davon ab, die Fenster zu schließen, und feucht klebte ihr leichtes Top in ihrem Rücken.

Plötzlich fühlte Helene etwas Weiches an ihrem Bein. Gizmo - ihr rot getigertes Katerchen - strich ihr um die Beine und forderte mit einem kläglichen Miauen sein Abendbrot ein. Seufzend erhob sie sich und ging mit ihm hinaus in die Küche. Seit Minki eingeschläfert werden musste, war er allein.
Helene hatte sich geschworen, dass ihn auf keinen Fall das gleiche Schicksal ereilen sollte, und so erzog sie ihn zur Hauskatze um. Sein unfreiwilliger Arrest wollte dem roten Persermischling gar nicht behagen.
Ihr Blick wurde traurig, als sie dem Kater beim Fressen zusah. Er erinnerte sie so sehr an diese herrlichen Tiere, die seit einiger Zeit für Schlagzeilen sorgten oder vielmehr der Umstand, dass viele die wenigen Luchse, die fernab der Zivilisation in den Wäldern lebten, lieber tot sähen.
Sie fragte sich, ob hier die Schnittstelle zwischen Agricom und Gegenhund.org sei, und ob es womöglich noch mehr Seiten dieser Art gab. Vor ihren Augen taten sich Dimensionen auf, die global gesehen Skandale auslösen müssten. Je länger sie darüber nachdachte, umso mehr machte es Sinn.
'Was wäre, wenn ...', fragte die tierliebende Detektivin sich und malte sich Szenarien von organisierten Verstößen gegen den Artenschutz aus. 'Eine weltweite Tiermafia, die all die illegalen Großwild- und Robbenjagden, Walfang oder wie bei uns das Problem mit dem Luchs initiiert, ob das möglich sein könnte?'
Unruhig löste sie sich von ihrem Standplatz am Herd und durchstreifte mehrfach die kleine Drei-Zimmer-Wohnung. War Jürgen einer solchen Bande in die Quere gekommen? Und was hatte Winfried Kahlmann mit diesen beiden Organisationen zu tun? War der junge Mann - knapp unter dreißig - Freund oder Feind? Helene wusste es nicht. Sie wusste es nicht, was Jürgen und Winnie sich ausgedacht hatten, wohin sie wollten, und was sie taten. Alles, was sie wusste, war, dass sie ihren Mann sehr vermisste. Dass sie sich sorgte, dass sie schreien könnte vor Angst. Und es machte sie verrückt, nichts tun zu können außer zu warten, ohne genau zu wissen, auf was.
Sie stellte sich ans Wohnzimmerfenster und starrte auf die Straße hinaus. Dort draußen tobte das Leben, junge Männer rasten mit röhrenden Motoren in ihren Autos vorbei, Motorradfahrer genossen den warmen Sommerabend. Grillfeuer rings um ihr Haus würzten die Luft mit Rauch, und normalerweise wäre sie gern dabei.
In den Jahren in Plattling hatten weder Jürgen noch sie, bis auf ihre Freundschaft mit Mick, privaten Anschluss an ihre Nachbarn gefunden. Trotzdem hatten sie es geschafft, einen kleinen Kundenkreis aufzubauen, bestehend aus Menschen, die ihre Tierliebe mit ihnen teilten. Dennoch war sie heute Abend einsamer denn je. Zum wiederholten Male zog Helene ihr Handy aus der Hosentasche und versuchte, ihren Mann zu erreichen. Nach wie vor schien er keinen Anschluss zu haben. "Der Empfänger ist momentan nicht erreichbar", und so ging es nun schon seit drei Tagen. Das letzte Mal hatte sie mit Jürgen am Tag seiner Abfahrt telefoniert.
Sein genaues Ziel verriet er ihr allerdings nicht, und das hatte ihren Stand auf dem Revier nicht einfach gemacht. Der Polizist, der sie verhört hatte, war einige Male recht schnippisch gewesen, und seines Erachtens war ihr der Mann schlicht und einfach entlaufen.

'Als ob Jürgen ein Hund wäre ...', hatte sie bitter gedacht, verzichtete jedoch darauf, dem Beamten Paroli zu bieten.

Fortsetzung folgt wieder nach Feedback

oder Link zum Buch:

Tote Schwaben könnens besser
 

Gelöschtes Mitglied 27047

Ein großes Lob an Dich. Und Du hast recht - zu wissen, dass es auf wahre Begebenheit beruht, fesselt den Leser noch mehr. Mir gefällt auch Dein Sprachstil sehr gut, wie Du Situationen beschreibst und detailreich ausschmückst. Alles in allem Spannung pur und sehr gelungen! Gerne mehr ;)
 

Gelöschtes Mitglied 26332

;)

Früher als sonst gab sie dem Bedürfnis nach, sich in Morpheus' Welt zu verkriechen. Entgegen seinen Gewohnheiten kuschelte sich Gizmo schnurrend auf ihrem Kopfkissen zusammen und wich ihr nicht von der Seite. Es war, als spürte er, wie traurig und verzweifelt sie war. Erst, als es am anderen Morgen klingelte, flüchtete er sich unters Bett. Helene vernahm das melodische Glockengeräusch wie aus einer anderen Welt.

Als es sich mehrmals wiederholte, streifte sie den Schlaf von sich ab und ging in ihrem Shorty zur Tür. Vor ihr standen zwei Beamte mit ernster Miene. "Sind wir hier richtig bei Mantwied?", fragte der ältere Polizist.
Benommen nickte sie und wich ein paar Schritte zurück. Ihr Herz schwirrte irgendwo in ihren Kniekehlen herum, zumindest empfand sie es so.

Die beiden Polizisten betraten die Wohnung, blieben befangen in dem schmalen Korridor stehen und blickten sie lange stumm an. Da wusste sie: Es war alles zu spät, sie war plötzlich Witwe. In einem kleinen Eckchen ihres Herzens klang wimmernd die Bitte, dass sie sich irrte, doch das Fünkchen Hoffnung wurde kleiner und kleiner.
Schließlich fand der jüngere Beamte die Worte, von denen sie lieber verschont worden wäre. "Sind Sie Helene Mantwied, die Frau von Jürgen Mantwied?"
Wieder nickte sie stumm. Der Kloß in ihrem Hals wollte nicht weichen und verwehrte es ihr, zu sprechen. Sie spürte heiß die Tränen, denen sie keinen Lauf lassen konnte.
Helene war wie gelähmt. Die beiden Beamten fassten sie an der Elle und nahmen sie in die Mitte. "Haben Sie irgendwo einen Raum, wo wir Sie hinbringen können? Es wäre gut, wenn Sie sitzen." Würde sie jemand fragen, hätte sie unmöglich schildern können, wer von den beiden Männern das sagte. Noch immer nicht fähig zu sprechen, wies Helene Mantwied mit dem Kopf nach rechts, wo das Wohnzimmer lag.
Einfühlsam wurde sie von den Beamten geführt, und dankbar ließ sie sich fallen. Abwartend blickte Helene zu ihnen auf, doch als der jüngere Beamte - es war derselbe, der sie am Tag vorher verhört hatte - das Wort ergriff, zuckte sie erschrocken zusammen. "Frau Mantwied", sprach Markus Fritsch mit gedämpfter Stimme, "wir haben den Wagen Ihres Mannes gefunden."
In ihrem Herzen flackerte die Glut wieder auf. Endlich fand sie die Kraft, zaghaft zu fragen: "Und ... mein Mann?" Die drei kleinen Worte flatterten wie Schmetterlinge den Beamten entgegen und rührten sie an.
Der Ältere verfluchte einmal mehr seinen Beruf. Heiko Breitfeld mochte das Gefühl nicht, Todesbote zu sein, doch genau darauf lief es immer wieder hinaus. Im Hinterkopf hatte er noch eine Information, die er ihr besser verschwieg. Vielleicht lebte die Frau leichter mit der Ungewissheit, denn eine Leiche hatten sie noch nicht gefunden.
Dennoch spürte er intuitiv, dass es so gut wie aussichtslos war, den Mann lebend zu finden. Um sich zu vergewissern, fragte er sie: "Hatte Ihr Mann eine Fotoausrüstung dabei?" Zugleich verfluchte er sich selbst, dass er in der Vergangenheit sprach. Es war ihm einfach so über die Lippen gekommen, ohne die kleinste Chance, es zu verhindern.
Helene Mantwieds Augen wurden ganz groß. Eine zierliche Hand legte sich auf ihre Lippen und krümmte sich zu einer Klaue. Ihr Magen verklumpte sich, und ihr Gesicht war so weiß wie ein Laken. "Ja", hauchte sie. Markus Fritsch nickte langsam und streifte seinen Kollegen mit einem Blick. Er trat neben sie und legte die Hand auf ihre Schulter. "Der Wagen ist unversehrt, Ihr Mann hatte also jedenfalls keinen Unfall. Ihn selbst haben wir jedoch noch nicht gefunden. Es tut mir so leid."

"Und was bedeutet das jetzt?"

Hilflos lachte er auf. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. So irrsinnig, wie das klingt, aber möglicherweise ist Ihr Mann nur auf der Jagd. Sein Auto steht im Wald."
"Auf der Jagd ..." Sie schwankte zwischen Entrüstung und Hoffnung. "Mein Mann geht nicht auf die Jagd", erwiderte sie und hakte nach: "In welchem Wald?"
"Sie wissen also wirklich nicht, wo Ihr Mann hin wollte?" Der junge Polizist schaute sie ungläubig an. "Wenn ich noch mal fragen darf: Hatten Sie Streit?"
Heiko Breitfeld räusperte sich. Mit schuldbewusstem Blick wandte sichFritsch an seinen Kollegen: "Tut mir leid, aber mir ist da einiges nicht so ganz klar. Sollte eine Gattin nicht wissen, wo ihr Mann hingeht?"
Aus den Augenwinkeln sah er, wie sie auffuhr. Wut stand in ihrem Gesicht, doch er ließ sich nicht beirren. "Ich mache nur meine Arbeit", versuchte er, sie zu beschwichtigen. "Um Ihre Frage zu beantworten: Der Wagen stand abgelegen im Wald beim Höllensteinsee."

Wieder stieg die Angst in ihr hoch. Helene versuchte verzweifelt, bei der Sache zu bleiben. "Es ist wegen den Luchsen. Wir sind bei einem Auswilderungsprojekt mit dabei. Jürgens Aufgabe ist, die Tiere zu beobachten und zu fotografieren. Aber oft wissen wir nicht vorher, wohin es ihn im Laufe eines Tages verschlägt. Mein Mann ist da flexibel."
Lange sah er die junge Frau an. Dann gab Markus Fritsch sich einen Ruck. "Okay, das macht Sinn. Ich kann Ihnen nichts Anderes sagen, als dass wir nichts Genaues wissen. Unsere Kollegen hatten den Wagen gestern gefunden und über die Kfz-Nummer den Halter ermittelt."

Verabschiedend wandten sich die beiden Beamten zum Ausgang. "Bitte sagen Sie uns Bescheid, wenn Sie etwas hören", bat sie Breitfeld, der ältere der beiden Männer, und fuhr tröstend fort: "Solange wir nichts Gegenteiliges wissen, gehen wir davon aus, dass Ihr Mann lebt."

Sein Kollege fragte besorgt: "Können wir Sie allein lassen? Oder brauchen Sie ärztliche Hilfe?"

Helene schüttelte abwehrend ihr Haupt. "Nein, es geht schon. Ich möchte jetzt einfach allein sein." Innerlich fröstelnd schlang sie die Arme um ihren Oberkörper und kauerte sich verzweifelt in eine Ecke der Couch. 'Wenn sie nur gingen ...', flehte ihre trauernde Seele.

Kurz darauf war sie allein. Gizmo kam postwendend aus seinem Versteck und sprang auf ihren Schoß. Sie nahm ihn in den Arm und barg ihr tränennasses Gesicht in seinem flauschigen Fell.
Das Klingeln ihres Smartphone schreckte sie auf. "Das ist er", flüsterte sie. "Lieber Gott, bitte mach, dass er es ist." Als sie mit zitternden Händen dranging, war es nur Mick. "Geht es dir gut? Und hast du was von Jürgen gehört?"
"Neinnn!", schrie Helene in den Hörer. "Jürgen ist tot. Hörst du? Er ist tot." Hysterisch schreiend schluchzte sie auf.

Fortsetzung folgt nach Feedback oder Link zum Buch (kostenlos lesbar für alle):

Tote Schwaben könnens besser
 

Gelöschtes Mitglied 26332

Erste Spuren und noch mehr Fragen

Ihr Tag hatte soeben erst begonnen, doch ihr Horrortrip war noch nicht zu Ende. Im Laufe des Tages nahm die Kripo die Ermittlungen auf. Der Wagen von Jürgen Mantwied befand sich mittlerweile in der KTU, ebenso wie ein blutverschmiertes Stativ, was am Ufer des Höllensteinsees gefunden worden war.
Aufgrund der daraus zu ziehenden Rückschlüsse der Ermittler durchkämmten Hundestaffeln den Wald. Taucher wurden auf den Grund des Stausees geschickt. Dort wurde ein Handy älteren Baujahrs gefunden, doch von Jürgen Mantwied gab es nach wie vor keine Spur.

Zwei Tage später wurde in Prackenbach ein toter Luchs angeschwemmt. Bis dahin befand sich Helene Mantwied in einem Schwebezustand der Ungewissheit. Dieser wurde durch den Fund des Handys beendet.
Nachdem das Gerät bis ins kleinste Detail auseinandergenommen und analysiert worden war, klingelte es am fünften Tag nach Jürgens offiziellem Verschwinden erneut an ihrer Tür.
Es war ihr in jenen Tagen unmöglich gewesen, die Arbeit wieder aufzunehmen, und die Detektei war bis auf Weiteres geschlossen. Winfried Kahlmann und Michael Drehbusch waren seltsamerweise plötzlich auch weg, allerdings hatte Helene im Lauf der vergangenen Tage mit beiden telefoniert. Mick war offiziell damit beschäftigt, seine Ex zu besuchen und Winnie angeblich auf Trekking-Tour. In beiden Fällen ließ Helene insgeheim ein gesundes Misstrauen walten, doch diesen Umstand behielt die verzweifelte Frau gegenüber ihrem neuerlichen Besuch wohlweislich für sich.
Diesmal waren es Kripobeamte, die sich herbemüht hatten. Selbst ohne Zeigen des Ausweises hätte sie das gewusst. Die beiden Männer waren ungefähr gleich alt, einer der beiden blond, recht sportlich und attraktiv, gekleidet mit Jeans und Jackett.
Der andere Beamte war kleiner, schmächtig und so unauffällig mit seinem Mausgesicht, dass es ihr glattweg auffiel. Helene gab ihm den Spitznamen "Kommissar Maus", obwohl sie vermutete, dass er ganz anders hieß.
Das Auffälligste an ihm war die typisch bayrische Tracht: Stonewashed Wildlederhosen mit protzigem Hosenlatz, kariertes Hemd, ein Unikat bis hinab zu den derben Bergschuhen, die der Mann trug. Alles in Allem sah er darin eher mickriger aus, als er ohnehin war.

Bereits seit gestern war sie gewappnet. Deshalb hielt sie sich auch nicht lang mit Vorfragen auf und ließ die beiden Männer ins Haus.
In der Zwischenzeit war sie ein bisschen ruhiger geworden, wie es auf Außenstehende gewirkt haben musste. In Wirklichkeit jedoch funktionierte Helene nur noch wie ein Roboter. Sie fütterte Gizmo, hielt das Katzenklo sauber, so gut es ging, versuchte sogar, hin und wieder zu essen, räumte die Wohnung notdürftig auf.
Ebenso pflichtbewusst setzte sie sich nun mit den beiden Polizisten auseinander, die allein aufgrund ihrer Anwesenheit und ihres Berufs Endgültigkeit ausstrahlten. Und sie brachten noch mehr Verzweiflung, sofern das überhaupt möglich war. Anders als ihre Kollegen von der Plattlinger Wache bequemten sie sich nicht weiter als bis in den Flur. Kommissar Maus schien der Vorgesetzte des Andern zu sein und forderte wortreich Helenes Mitarbeit ein, ohne sie großartig über den Grund ihres Besuchs aufzuklären. Währenddessen hielt sich der zweite Beamte im Hintergrund und lehnte lässig im Türrahmen der Eingangstür.
Ihr Kater witterte bei dieser Gelegenheit auch gleich seine Chance und witschte hinaus, und die beiden Herren hatten es sich bei Helene versaut. Ohne sich sofort auf ein Gespräch einzulassen, wurden sie daraufhin von ihr vertröstet, und sie drängte sich rücksichtslos an ihnen vorbei. Glücklicherweise erwischte sie Gizmo im Treppenhaus, kam zurück und behielt ihn auf dem Arm. Erst dann wandte sie sich ihnen zu. "Kommen Sie bitte gleich zur Sache. Ich habe keine Zeit, mich mit Firlefanz auseinanderzusetzen."
"Umso besser." Der jüngere Ermittler trat einen Schritt vor und schaute sie an. "Haben Sie für uns eine Zahnbürste von Ihrem Mann, oder einen Büschel Haare?"
Konsterniert blickte sie zu ihm auf. "Wofür brauchen Sie das?" Haltsuchend drückte sie ihren Kater an sich, bis dieser zu zappeln begann. Das brachte sie zur Besinnung, und sie ließ ihn fallen. Mit einem Fauchen flüchtete er an den beiden Männern vorbei.

Kommissar Maus verkniff sich ein Schmunzeln und klärte sie auf: "Wir brauchen das für einen DNA-Abgleich. Wir haben ein paar Sachen gefunden, von denen wir wissen wollen, ob sie dem Vermissten gehören."
Die eigentliche Wahrheit verschwiegen sie ihr. Wem die gefundenen Beweisstücke gehörten, war ihnen klar, doch sie brauchten Jürgen Mantwieds DNS für ein Ausschlussverfahren. Helene wurde sofort aufmerksam: "Sagen Sie mir die Wahrheit! Was haben Sie gefunden?"

Der jüngere Kripobeamte - wenn sie sich recht erinnerte, hatte er sich als Kommissar Weitner ausgewiesen - zog eine durchsichtige Plastiktüte aus einer Ledertasche. Das gefundene Handy war wieder zusammengebaut worden, und er zeigte es ihr. "Gehört das Ihrem Mann?"

Entsetzt griff sie danach, doch er entzog ihr seine behandschuhte Hand und erklärte: "Nicht anfassen, bitte. Sonst haben wir auch Ihre Fingerabdrücke darauf. Ist das Handy von Ihrem Mann?"
Helene nickte. "Wo haben Sie es gefunden?" Kommissar Maus antwortete an der Stelle seines Kollegen: "Im Handschuhfach seines Autos."

Er log sie ganz bewusst an und verschwieg ihr auch den Fund eines blutverschmierten Stativs, von dem die Kripo annahm, dass es eine Tatwaffe war. Dabei beobachtete der Beamte jede kleinste Regung in ihrem Gesicht und schob eine weitere Frage hinterher: "Wann haben Sie das Gerät das letzte Mal bei ihm gesehen?"
Verständnislos blickte sie ihn an. "An dem Tag, an dem ich Jürgen das letzte Mal sah. Letzten Freitag."
Kommissar Weitner fühlte sich zu einer Erklärung bemüßigt. Er fuhr sich verlegen in sein volles Haar und sagte leise: "Das Handy ist ein altes Modell, deshalb die Frage. Hatte er noch ein Zweitgerät?"
Helene lächelte wehmütig. "Jürgen nimmt lieber das hier mit in den Wald. Er hat noch zwei neuere Modelle und ein Laptop fürs Geschäft."

Der kleinere Beamte riss das Gespräch wieder an sich. "Frau Mantwied, wir halten Sie nicht mehr lang auf. Könnten Sie morgen zu uns nach Deggendorf kommen? Wir haben dort unser Büro." Als er ihren fragenden Blick sah, fügte er hinzu: "Nur fürs Protokoll, und wir haben noch weitere Fragen. Die klären wir lieber auf dem Revier."
Ungehalten erwiderte sie: "Das kann ich schon machen, aber nun sagen Sie mir doch bitte endlich, was mit meinem Mann ist. Haben Sie ihn gefunden?"
Kommissar Weitner schüttelte den Kopf. "Nein, das nicht. Aber ich fürchte, wir haben trotzdem keine guten Nachrichten für Sie. Mein Kollege ...", dabei nickte er in dessen Richtung, "hat glaube ich etwas durcheinander gebracht. Das Handy wurde nicht im Wagen gefunden." Er ignorierte seinen verärgerten Blick und fuhr fort: "Es lag auf dem Grund des Stausees bei Viechtach."

Helene schluchzte auf. "Im Höllensteinsee? Sind Sie da sicher?" Flehend blickte sie die Männer an.

Er nickte. "Es tut mir leid. Was hatte Ihr Mann da zu suchen?"

"Dort wurden Luchse entdeckt, und er war höchstwahrscheinlich auf Beobachtungsposten." Dann fragte sie zaghaft: "Haben Sie eine Ahnung, was mit meinem Mann sein könnte?"
Weitner seufzte. "Es hilft nichts, um den heißen Brei herumzureden. Wir nehmen an, er ist ertrunken. Noch haben wir keine ..." es fiel ihm schwer, es auszusprechen, "Leiche gefunden. Wir nehmen an, dass er den Fluss hinab trieb. Mittlerweile könnte er überall sein."

"Mein Mann ist ein erstklassiger Schwimmer und war sogar ein paar Jahre bei der DLRG. Und er geht auch gern zum Tauchen." Sie schüttelte den Kopf und lachte voller Bitternis auf. "Das können Sie mir nicht weismachen."
"Wie dem auch sei! Mehr können wir zum derzeitigen Zeitpunkt nicht sagen. Haben Sie uns nun irgendetwas von Ihrem Mann, damit wir dessen DNA abgleichen können? Und der Sicherheit halber auch etwas von Ihnen. Noch besser wäre, Sie wären zu einer Speichelprobe bereit." Die Blicke der beiden Beamten trafen sich.
Helene wandte sich ab. Mit dem letzten Rest an Selbstbeherrschung ging sie ins Bad und kehrte kurz darauf mit Jürgens gebrauchter Zahnbürste zurück. Sie spürte sehr wohl, dass da noch eine andere Wahrheit hinter dem Verhalten der beiden Männer lag, doch sie war am Ende. Mit einem fast schon verachtungsvollen Blick drückte sie Kommissar Weitner das Gewünschte in die Hand und beobachtete mit seltsamer Teilnahmslosigkeit, wie er eine weitere durchsichtige Tüte - diesmal leer - aus seiner Ledertasche zog und die Bürste verwahrte.

Die beiden Beamten hielten sich nicht mehr lange mit Formalitäten auf. Kommissar Weitner nickte knapp: "Frau Mantwied, wir sehen uns morgen auf dem Revier. Wenn heute Nacht irgendwas sein sollte, rufen Sie mich bitte an." Er gab ihr eine Visitenkarte mit seiner Nummer.

Der kleinere - Kommissar Falk, das Mausgesicht - streckte ihr verabschiedend die Hand entgegen, murmelte "es tut mir leid" und zog sie betreten zurück, als keine Gegenreaktion kam. Draußen sagte Thilo Weitner zu seinem Kollegen: "Die Frau ist entweder ganz schön tough, oder sie weiß wesentlich mehr als wir."

Bertram Falk zuckte die Achseln und schlenderte neben ihm her. "Wir werden sehen, wie sie auf die Bilder von Mantwieds SIM reagiert." Er blieb stehen und sah Weitner an. "Wir brauchen baldmöglichst einen Durchsuchungsbefehl."

Weiter wieder auf Zuruf. Warnung: Das ganze Buch hat 155 Seiten. :D

(und für heute ist erst mal Schluss)
 

Lightning31

Geist des Berges
Liebe Alidona,ich lese gerne Bücher und diese dürfen auch länger sein!155 Seiten sind gar nicht so lang,
wie man denken könnte.Wenn einen eine Geschichte oder ein Roman nahezu von Anfang an fesselt,
vergeht die Zeit wie im Flug!Ich habe auch schon andere schöne Texte hier im Forum von dir gelesen
(Sina Katzlach) und vor dieser Fortsetzungsgeschichte ein traumhaft schönes Gedicht über die 12
Monate!Gerne weiter mit dieser Geschichte,wenn du wieder kannst und möchtest!(Übrigens bin ich fest davon
überzeugt,dass Tiere spüren,wenn es einem nicht gut geht,besonders Hunde und Katzen so, wie im voran
gegangenen Teil der Geschichte der kleine Gizmo!Zuletzt hat Helene ihn allerdings ein bißchen zu fest
an sich gedrückt!):)
 
Zuletzt bearbeitet:

Gelöschtes Mitglied 26332

Liebe Alidona,ich lese gerne Bücher und diese dürfen auch länger sein!155 Seiten sind gar nicht so lang,
wie man denken könnte.Wenn einen eine Geschichte oder ein Roman nahezu von Anfang an fesselt,
vergeht die Zeit wie im Flug!Ich habe auch schon andere schöne Texte hier im Forum von dir gelesen
(Sina Katzlach) und vor dieser Fortsetzungsgeschichte ein traumhaft schönes Gedicht über die 12
Monate!Gerne weiter mit dieser Geschichte,wenn du wieder kannst und möchtest!(Übrigens bin ich fest davon
überzeugt,dass Tiere spüren,wenn es einem nicht gut geht,besonders Hunde und Katzen so, wie im voran
gegangenen Teil der Geschichte der kleine Gizmo!Zuletzt hat Helene ihn allerdings ein bißchen zu fest
an sich gedrückt!):)

@Lightning31

Danke, dass dir meine Texte gefallen.

Sina Katzlach war (und ist) mein Autoren-Pseudonym. Alidona entstand ehemals als geplante Protagonistin für einen anderen Roman, für meinen ersten, soviel ich noch weiß. Der hat 500 Seiten, und sechs Jahre habe ich daran geschrieben.

"Sina Katzlach" hieß zuerst Sinvilla da Mojna und war ebenfalls Protagonistin. Aber ich hatte mich irgendwann in eine Katze verliebt, und die hieß Sina. Von anderen Autoren bekam ich den Spitznamen "Lachende Katze", und so entstand der Nachname von Sina. Weil er zu mir auch am besten passt.

Gizmo war ein Kater von mir. Er war Teil einer Familie, bestehend aus Mutter und ihren zwei Söhnen. Diese Mutter war grade Sina und eine Glückskatze (Tricolor). Sie kam zu uns als frischgebackene Mutter mit ihren zwei Babies aus einem Haushalt, in dem es ihr nicht sonderlich gut ging und sie geschlagen wurde. Die Halterin war auch nicht fähig, Sina zu sterilisieren, obwohl es mehr als genügend Angebote von Tierärzten gab, das kostenlos zu übernehmen.

Alle drei Monate war Sina trächtig, war dauerrollig und ist daran schier gestorben. Erst hatte ich sie nicht nehmen können, weil ich selbst noch andere Katzen hatte. Als der letzte überfahren wurde, habe ich sie zu uns geholt. Ebenso wie ihre Söhne wurde sie sehr alt. Alle drei leben nicht mehr. Aber vergessen werd ich sie nie. Sina war 18 Jahre alt, als sie ging, ihre Söhne vierzehn.

Jetzt habe ich wieder zwei Schicksalskatzen. Auch zu jung von der Mutter weggekommen, von einem Bauernhof, bei Ebay entdeckt. Wie bei Sina hat der Tierschutzverein da versagt. Die beiden, die ich jetzt habe, das war auch ein harter Kampf, sie durchzubekommen. Mittlerweile werden sie vier Jahre alt im Juli, und es geht ihnen gut.

Text vom Buch bringe ich, sobald von dir oder von jemand anderem Antwort kommt. Bin ja ein braves Mädchen und will nicht doppelt posten. :D
 
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Lightning31

Geist des Berges
Liebe Alidona,
vielen Dank für deine Antwort!Ich finde es großartig,wie du dich für deine Katzen
einsetzt!Bitte setze doch deine spannende Geschichte fort,sobald du dazu Lust
hast!Liebe Grüße Lightning31(Mit Doppelpostes hatte ich anfangs hier im Forum
große Probleme,bis mir ein netter Forum-Moderator namens Ogoya Kohane,der
leider nicht mehr da ist,aus der Patsche geholfen hat!!!):)
 
Zuletzt bearbeitet:

Gelöschtes Mitglied 26332

;)

Nachdenklich kratzte Weitner sich an der Stirn und kniff seine Augen zusammen. "Na kommen Sie schon, wir haben noch mehr zu tun heute. Einen Durchsuchungsbefehl bekommen wir nie." Der attraktive Ermittler zupfte Kommissar Falk am Hosenträger und wies mit dem Kopf zu dem weißen BMW, mit dem sie gekommen waren.
Falk wehrte ihn unwirsch ab und ging weiter. "Wenn sie morgen überhaupt kommt, wird sie uns einiges erzählen müssen. Wir brauchen noch etliche Informationen über die anderen Mitarbeiter der Detektei."
"Es gibt nur zwei", antwortete Weitner und drückte auf die Fernbedienung des Wagens. Die Lichter flackerten auf, und kurz darauf stiegen sie ein. "Michael Drehbusch ist einer davon, und vom zweiten wissen wir fast gar nichts."
"Aber zwei sind auf drei der Fotos mit drauf", spann Falk den Faden weiter, während sie fuhren. "Die beiden Männer trugen ein Emblem der Detektei. Wissen Sie schon, was die überhaupt machen?"
Die Sommersonne brannte erbarmungslos auf das Dach des Wagens. Weitner öffnete die Autofenster auf allen Seiten und genoss die laue Brise, die von draußen rein kam. Er schlug nach einer Fliege, die seine Nase umschwirrte, und war kurzfristig abgelenkt.

"Passen Sie doch auf", fuhr Kommissar Falk erschrocken auf, als er das Steuer verriss. Weitner brachte den Wagen achselzuckend wieder auf Kurs und ignorierte das Hupen mehrerer Fahrzeuge, die aus einer Querstraße kamen.
Wenig später bretterten die beiden Beamten gut gelaunt über die Autobahn und führten das Gespräch fort. "Um auf Ihre Frage zurückzukommen", erwiderte Weitner, "bisher scheint alles in Ordnung mit der Familie zu sein. Die Mantwieds arbeiten mit verschiedenen Tierschutzvereinen zusammen. Das Übliche halt: Vermisste Tiere suchen, verwaiste Tiere vermitteln."
"Ich weiß nicht ...", sein Kollege schüttelte ratlos den Kopf. "Mantwied muss an irgendwas dran gewesen sein. Und da sind auch noch einige andere Personen. Seltsamerweise sind die vermummt."
"Na ja, Vermummung würde ich das nicht gerade nennen", antwortete Weitner, starrte gedankenverloren aus dem Fenster und hätte fast die Autobahnabfahrt verpasst. "Ich habe mich nur gefragt, wer in Motorradkleidung zum Jagen geht. Und dass nachts mit Nachtsichtgeräten gejagt wird, ist für mich nachvollziehbar."

"Sie nennen das Jagd?", wetterte Falk. "In Verbindung mit dem toten Luchs in Prackenbach würde ich das als Wildern bezeichnen."

Mit quietschenden Reifen zog Kommissar Weitner den Wagen in die scharfe Rechtskurve und ignorierte das entsetzte Zischen seines Kollegen. Diesem sackte der Magen gefühlt bis in die Kniekehlen. "Meine Güte, haben Sie einen Fahrstil!", konnte es sich Bertram Falk nicht verkneifen.

Der Gerügte grinste, zuckte die Achseln und meisterte die Reststrecke bis zum Präsidium ohne weiteren Zwischenfall. Allerdings sank Thilo Weitners Laune gen Tiefpunkt, wenn er an sein brachliegendes Privatleben dachte. Er stieg aus, schlug mit einem aggressiven Knall die Wagentür zu und betrat das langgezogene Gebäude. Bertram Falk folgte ihm und kämpfte mit seiner Entrüstung. Er grüßte einen Beamten mit einem Wink und dachte laut: "Vielleicht ist Mantwied den Wilderern auf der Spur."

"War, meinen Sie wohl. Jedenfalls ist er verschwunden."

Während die beiden Männer die Treppe hochstiegen, nickte Kommissar Falk bedeutungsvoll vor sich hin. "Wenn er wirklich ertrunken sein sollte, wie Sie vermuten, dann bestimmt nicht, weil er nicht schwimmen kann. Sie haben ja gehört, was seine Frau dazu sagte."
"Schon klar!", antwortete Weitner, öffnete die Bürotür und ließ seinem Kollegen den Vortritt. Gemeinsam betraten sie den Raum und setzten sich an ihre Arbeitsplätze. Nach kurzem Stühleruckeln lehnte sich Kommissar Falk zurück und verschränkte beide Arme im Nacken. Vor sich hin sinnierend starrte er an die geweißelte Wand. "Bisher wurde noch kein einziger von denen erwischt", nahm er das Gespräch wieder auf. "Nun ist die Frage, ob Mantwied hinter ihnen her war oder dazu gehörte."
Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper. Entschlossen stand er wieder auf. "Kommen Sie, Kollege. Wir statten den beiden Anderen einen Besuch ab. Ich gehe zu Drehbusch, und Sie nehmen sich Kahlmann vor."

Hauptkommissar Weitner streifte ihn mit einem schrägen Blick. "Wir haben keine Adressen."

"Die kriegen wir schon." Kommissar Falk griff zum Telefon und wählte die Privatnummer der Tierdetektei. "Frau Mantwied ...", sprach er kurz darauf in den Hörer. "Wir brauchen die Adressen Ihrer beiden Mitarbeiter." Seine Finger trommelten ungeduldig auf den Tisch, während er lauschte. "Sie werden morgen alles erfahren. Jetzt ist es schlecht, aber Sie kommen ja sowieso zu uns." Er warf einen Zufallsblick zu seinem Kollegen. "Was sagten Sie?", hakte er nach. "Geben Sie mir die Adressen bitte trotzdem." Der Beamte nahm ein Blatt Papier und machte sich ein paar Notizen.
Nachdem er aufgelegt hatte, drehte er sich um und klärte ihn auf. "Keiner der beiden sei erreichbar, sagt sie. Wir schauen trotzdem mal nach. Vielleicht weiß ja jemand was aus der Nachbarschaft."
Wesentlich später waren die beiden Kommissare zumindest soviel schlauer, dass sie erkennen mussten, nicht belogen worden zu sein. In der Zwischenzeit war eine ungewöhnliche Anzeige bei ihren Kollegen eingegangen. Auf einem Bauernhof im Umland von Plattling wurden vier Ziegen vermisst. Da keinerlei Blutspuren vorhanden waren, ging die Polizei von Diebstahl aus.
Am nächsten Tag wurde Helene Mantwied noch einmal verhört. Zugleich konfrontierte Kommissar Weitner sie mit den Fotos der SIM aus Jürgens Handy und bat sie, aktiv mitzuarbeiten.
Als sie konsterniert fragte, was sie tun könne, eröffnete er ihr, dass sie vollen Zugriff auf die Loggingdaten ihres Mannes und die Datenbanken ihrer Tierdetektei brauchten. Helene weigerte sich und berief sich auf den Datenschutz, insbesondere im Fall ihrer Kundschaft. "Zudem", so sagte sie ihm, "habe ich selbst keinen Zugriff auf alles. Jeder von uns hat seinen eigenen Zugang und eine achtstellige PIN, die regelmäßig geändert wird."
Skeptisch sah er sie an. "Ist das nicht eher ein bisschen seltsam? Weshalb all diese Vorsichtsmaßnahmen? Misstrauen Sie Ihren eigenen Mitarbeitern?" Mit einem süffisanten Lächeln lehnte Kommissar Weitner sich in seinem Ledersessel zurück und verschränkte die Arme. "Oder verstecken Sie Pornos vor uns?"
"Damit hat das nichts zu tun. Wir hatten in der Vergangenheit schon Hackerangriffe, und vor Allem versuchen wir, sensible Daten der Ansiedlungsgebiete für vom Aussterben bedrohte Tierarten vor fremdem Zugriff zu schützen."
Er kam nicht umhin, die Arbeitsweise und die Umsicht der Detektei zu bewundern. Nachdenklich betrachtete er ihren geschmeidigen Körper, dem man ansah, dass sie sich viel im Freien aufhielt.
Unruhig rutschte Helene auf ihrem Stuhl hin und her und strich sich verlegen über ihre dunkelblonde Igel-Frisur. Sie senkte den Blick. Die fordernde Art des jungen Kripo-Beamten brachte sie aus der Fasson.
Hauptkommissar Weitner beugte sich über den Tisch. "Dann geben Sie wenigstens das Laptop Ihres Mannes und seine Handys heraus. Es dürfte auch für Sie wichtig sein, wenn Sie wollen, dass wir ihn finden."
"Das Laptop hat er dabei", antwortete Helene. Sie überlegte einen kleinen Moment und strich sich über ihre dunkelblonde Igelfrisur. Dann hob sie eine große Handtasche hoch, öffnete sie und holte etwas heraus. "Ich habe mir schon so was gedacht, als Sie gestern danach fragten."

Die Frau legte einen kleinen Jutebeutel vor ihn hin. Weitner griff danach und schaute hinein. Überrascht blickte er hoch und holte zwei Smartphones und ein Tablet hervor. "Danke! Die Daten für die Geräte haben Sie nicht?"
Helene schüttelte den Kopf. "Nein, tut mir leid. Jürgen und ich haben jeweils unsere eigenen Geräte. Dass irgendwann die Notwendigkeit bestünde, dass wir voneinander Daten brauchen, daran haben wir noch nie gedacht."
"Gut. Die Geräte werden von unseren Spezialisten untersucht, die werden's schon schaffen. Sie bekommen sie auch wieder zurück. Kommen wir noch einmal auf die Fotos zurück." Er legte sie ihr noch einmal vor. "Können Sie sich vorstellen, was dieses Bild hier bedeutet?"

Die Aufnahme war neueren Datums und zeigte eine Gruppe Biker im Wald. Sie hatten Gewehre dabei, und es war ein Nachtbild. Zu erkennen war niemand, die Gesichter waren hinter großen Nachtsichtbrillen versteckt. Mit nur mühsam beherrschter Miene schaute Helene darauf. Ihre Augen verschleierten sich, was Kommissar Weitner nicht entging. "Die aufgenommene Situation sagt Ihnen was?", fragte er.
"Nein, nicht direkt. Nur so eine Ahnung. Ich denke, das Bild hängt mit dem Luchsschwund in unseren Wäldern zusammen." Nachdenklich sah sie aufs Datum. "An dem Tag verließ Jürgen das Haus", erklärte sie ihm, ohne zu ahnen, wie wichtig diese Information für die Zukunft sein sollte. Diese Erkenntnis traf sie erst später zu Hause, da aber wurde sie davon getroffen wie von einem Hammer.

Die anderen Fotos hatten ähnliche Situationen gezeigt, nur jeweils an verschiedenen Orten. Ein einziges nur war etwas anders, und es zeigte eine schwarzhaarige Frau. Bei diesem Bild war sie zusammengezuckt und hatte gehofft, dass der Polizist es nicht merkte.

Auch wenn das Gesicht nicht zu erkennen gewesen war: Sie kannte die Frau!

Fortsetzung folgt wie immer auf Zuruf! :rolleyes:
 
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