Ja, aufkommende Nervenleiden, die Ausdrucksweise auf etwas wie auaköpiweh zurückzuführen sind sind mir weitreichend bekannt.
Mehr Selbstmordzellen bitte
@Damion
Kein Grund, persönlich zu werden, nur weil jemand sagt, was er denkt. Du willst was Konstruktives? Mit Humost oder Materie?
Ich biete Materie: Ein Auszug, den ganzen Text kriege ich wahrscheinlich nicht unter.
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Genesis 3000
Vorwort
Alles ist wieder so, wie es einst war. Das Universum hat sich in Nichts aufgelöst, und wer sich fragt, welche Farbe die Ewigkeit hat: Diese ist so schwarz wie die Nacht, denn kein Licht wird sie erhellen.
Niemand trug daran die Schuld, kein Mensch, kein Gott, kein Heiliger Geist. Niemand ist mehr da, um zu trauern ob des Verlustes, den die Menschheit erlitt, denn es gibt sie nicht mehr. Nichts ist mehr geblieben - außer diesem Nichts, aus dem alles entstand.
Niemand wird danach fragen, wie es geschah, niemand war da, um zu bezeugen, wie die Schwärze überhand nahm, kurz nachdem die Sonne ins Unermessliche wuchs und alles verschlang. Feuerstürme tobten durch das Universum, ließen die Planeten verglühen und schufen zugleich neue Sterne - doch als alles vorbei war, war das Licht nicht genug, um zu überleben.
Das Nichts - es war um ein Vielfaches stärker als die Lichter der Nacht. Diese erloschen angesichts ihrer Schwäche, die Finsternis zu erhellen, um neues Leben zu schaffen. Dazu hätte es der Sonne bedurft, die nicht mehr war. Das Universum hatte beschlossen, sich selbst zu vernichten ...
Erstes Kapitel: Eine Welt aus Erinnerung
Am Anfang war das Wort, lehrten die Schriften jener Wesen, die nicht mehr sind. Sonach soll es wieder so sein. Man nehme ein weißes Blatt und setze einen Punkt mit schwarzer Tinte. Der Punkt ist das Nichts ...
Und doch wiederum nicht. Stünde das Weiße dieses Papieres für Licht, wäre das Nichts von Licht umhüllt. Deshalb sind die Modalitäten derzeit nicht gegeben, um aus Nichts etwas erstehen zu lassen, denn wo Nichts ist, gibt es kein Licht. Also nehme man statt einem lichtweißen Blatt ein Kohlepapier und mache darauf einen Punkt.
Schwarz - alles ist schwarz ...
Vor unserem Auge liegt das Ewige Nichts. Wir wissen, der schwarze Punkt, er ist da, doch er verbirgt sich vor unserem Blick. Ein winziges Nichts ruht in leerem Raum, der nur leer erscheint, weil kein Licht ihn erhellt.
Und dennoch: Das winzige Nichts wird erhellt durch sich selbst, winzig kleine Flämmchen züngeln im Innern und lassen es leuchten. Es ist das Feuer der Hoffnung und das Feuer des Lebens, geboren aus der Hitze des Todes.
Feuer ist Tod - und Feuer ist Leben. Ein winzig kleiner Stern wird geboren aus Nichts im leeren Raum. Etwas blieb über, als das Universum vor Äonen erlosch ...
Und wieder sind wir auf dem Holzweg: Leere ist nicht Raum und nicht Zeit. Keine Ecken und Kanten beschränken das Nichts, keine Uhr tickt darin, kein Wesen atmet Sauerstoff, um zu überleben. Die Uhr des Lebens steht still.
Was bleibt, ist nur die Erinnerung. Sie ruht im Nichts, im Nichts des leeren Raums, der Nichts enthält, den nichts beschränkt und der nichts denkt.
Und doch ist die Erinnerung auch Energie. Es ist diese Energie, die notwendig ist, um aus Nichts etwas erstehen zu lassen, um zu gebären, um zu kreieren, zu schaffen. Schaffen ist Schöpfung. Die Macht der Worte, wie die Menschheit erkannte. Also erschuf sie die Sprache.
Mit der Sprache kam die Erschaffung einer eigenen Welt, denn die Welt, die bereits da war, war nicht genug!
Der Turmbau zu Babel ...
Somit stellt sich die Frage: Lohnt es sich, es noch einmal zu wagen, alles noch einmal von vorn beginnen zu lassen, zu schaffen und zu kreieren?
Ich bin der Herr, euer Gott, Ihr habt mich gerufen, Ihr habt mich geschaffen. Ihr findet mich in diesem winzigen Nichts im leeren Raum, der kein Raum ist, weil ihn nichts beschränkt. Ich bin das Leben, der Tod und eure Erinnerung.
***
Und das sind die Worte: "Der Keim Gottes möge wachsen und sich vermehren im Nichts. Es werde Licht." So steht es geschrieben, so soll es sein.
Kein Auge jedoch sah, wie die Lichter sich mehrten, geboren aus einem nichtigen Teilchen im leeren Raum, das implodierte. Der Zauberstab Gottes versagte.
Letztendlich war er darüber froh, wusste er doch, würde er dasselbe Modell noch einmal erschaffen, käme irgendwann das Gebot, dass Zauberei dem Teufel gebührte und somit verboten war. Schließlich stand er für das Gute. Und wieder stand er vor der Frage, weshalb er überhaupt da war. Er hatte nicht einmal einen Spiegel, um sich selbst zu betrachten, das Nichts hielt ihn gefangen.
Überhaupt: Würde noch einmal so ein Idiot auf die Idee kommen, die Heiligen Schriften neu zu verfassen, bestünde er darauf, sich selbst ersetzen zu lassen. Die Geschöpfe, die ihn einstmals schufen, waren zu dumm, um ihre eigene Kreatur zu verstehen, dachten sie doch glatt, sie könnten ihn sehen, ihn hören, mehr noch, sie wähnten ihre Sprache als seine. Er hingegen war fern jeder Sprache, war nicht in der Lage, Worte zu bilden, die ein anderer hört. Er beherrschte lediglich die Sprache der Zeichen.
Zornig schlug er sich mit der Faust gegen den Kopf, den er nicht hatte. Seine Faust war im Übrigen zwar geballt, doch gar nicht da. Er erkannte: Es war die Kraft der Gedanken, die ihn zum Handeln antrieben, doch haben Gedanken Raum in einem nichtigen Nichts?
"Ha!" Gott lachte auf. "Also gibt es doch Raum im nichtigen Nichts!" Er dachte an die Gelehrten von einst, die herausfanden, dass es kein Vakuum gibt. Selbst in luftleerem Raum gibt es noch Leben - behaupteten sie.
"Nun ja, das mag sein", führte er sein Selbstgespräch fort. Vor seinem Inneren Auge hatte er plötzlich eine Fleischverkäuferin, die ihn in eine Plastiktüte packte und ihn vakuumierte. "Hilfe!"
Definitiv wurde er zu modern. Fehlte nur, dass er sich die ganzen Probleme des zweiten Jahrtausends nach der Geburt seines Sohnes aufhalste, von denen er gedacht hatte, sie los zu sein. Was ihm nicht alles angedacht war ... Gott gemahnte sich selbst, die Chronologie einzuhalten. Schließlich war er gerade am ersten Tag, jenem Tag, der dazu gedacht war, das Licht zu erschaffen. Ach ja, und natürlich die Nacht.
"Stop!", brummelte er in seinen Bart, den er nicht hatte. Noch nicht. "Tage gibt es gar nicht, waren diese doch eine Erfindung des Menschen."
Er blickte aus seinem nicht vorhandenen Nichts-Fenster hinaus, und er sah: Die Nacht, ja, die war ihm gelungen. Draußen war alles schwarz. "Sollte es nicht eher heißen, die Nicht?" Grüblerisch senkte er seinen Kopf.
Halt, halt, halt, halt!", schrie er erbost. Himmel, ist das schwer, sein eigenes Buch zu verfassen, noch dazu aus der Perspektive der Dritten Person.
Einen Kopf, um ihn zu senken, hatte er nicht, auch diesen hatten ihm irgendwann mal die Menschen verpasst. Wieviele Gesichter hatten sie ihm gegeben, von Mann mit Bart und langem Haar - der wohlgemerkt sowohl Abraham als auch Moses verblüffend ähnlich sah - bis hin zu einem Wesen mit Kalbskopf, nur weil Letzterer nicht schnell genug war, um die Zehn Gebote zu künden. Aber immerhin war sein Prophet jenerzeit in einer wichtigen Session gewesen - angeblich mit ihm. Dabei war er an Moses' Verspätung wirklich nicht schuld - oder doch?
"Hmmm!" Diesmal riss er sich zusammen und kratzte sich nur in Gedanken am Schädel. "Alzheimer auch noch." Gott versuchte, sich zu erinnern. "War ich nun da oder nicht?" Seines Wissens wohl eher nicht. Wie denn auch, hatte es ihn doch noch gar nicht gegeben.
"Ja, ja, ja, ja, ich weiß." Er kicherte verhalten, als ihm bewusst wurde, dass er mit Wesen redete, die es noch gar nicht gab. Aber schließlich hatte er Wahnwitz und Irrsinn von diesen blutleeren Kreaturen gelernt, also dachte er sich nichts weiter dabei. "Soviele glaubten schon vor Entstehung der Bibel, mich gesehen zu haben", fuhr er fort und begann, an den Fingern zu zählen. "Adam und Eva, Kain und Abel, Abraham und seine Frau, Moses ..."
Wie war das eigentlich mit Aaron gewesen? Er schätzte dessen Vernunft. Einen Direktkontakt zu ihm gab es gar nie, dieser gehorchte nur seinem wortkargen Bruder. Die beiden hatten ein tolles Paar abgegeben. "Ha, sie haben alle verarscht." Schelmisch grinste Gott vor sich hin.
"Dazu kommen wir später!" Kein Wunder hatte das so lange gedauert, die Welt zu erschaffen. Der Schöpfer schien ein sprunghaftes Wesen zu sein - nein, zu haben trifft es schon eher. Ein winziges Wort nur, ein einziges Wort aus einer Silbe, und schon ist alles anders: Etwas, was unsichtbar ist, wird plötzlich sichtbar.
"Kein Wunder blickte der Mensch seine eigenen Regeln nicht." Der Herr klopfte sich selbst auf die Schulter und bewunderte eitel die eigene Schlauheit.
"Ich habe mich schon viel zu lang mit Grübelei aufgehalten. Warum, verdammt noch mal, klappt das diesmal mit dem Lichtwerden nicht?" Sein Geist tastete sich an nicht vorhandenen Wänden entlang auf der Suche nach einem Schalter. "Et voila."
Es lebe die Technik, und vor Allem die Fantasie. Diese hatte Gott beileibe genug - mehr noch: Er lebte durch sie.
Auszug Ende
Text aka Sina Katzlach
C'est mois
