Passend zu Halloween: Eine Ballade
Das Herz des Eisgottes
In später Dämmerung des Tages streift er um die Häuser,
sein langer Mantel ist schwarz und mit Reif umsäumt.
Mit feinem Silber ist das Haupt des Eisgottes umkränzt,
es scheinen zu Ewigem Eis erstarrte Todesweben zu sein
Das Licht der Laternen scheint die Nacht dunkler zu machen
glutrote Augen funkeln aus schneeweißer Fratze heraus
Wo immer seine Klauenhand die Blätter der Bäume streift,
erlischt sämtlich* Leben in den uralten Zeugen der Ewigkeit
Jeglicher Laut um die todbringende Kreatur verstummt voller Grauen
selbst der Herbststurm wagt nicht, sein Brüllen erklingen zu lassen
das Licht erlöscht in Häusern, darin die verlorenen Seelen der Stadt
Oh wehe, waget auch nicht nur einen einzigen Laut, keinen Hauch!
Die Seele des Eisgottes scheint indes lange schon verloren zu sein
Doch siehe: Trügt im düsteren Licht der grausigen Wahrheit Schein?
Schimmern nicht auf des Todes rissigen Antlitz gar eisige Tränen?
Die Nacht legt sich schwarz über die Stadt, die Illussion schwindet.
Und doch möge man hoffen für diesen gar grausig kalten Gesell,
dass auch in seiner Brust gleichwohl eine gefrorene Seele ruht.
Die Ernte der Frucht steht vor ängstlich geschlossenem Portal
auch der Eisgott muss der Mission folgen, Seelen zu ernten,
In den Domizilen der Stadt wagt es niemand, zu schlafen
voller Furcht erwarten die verlorenen Seelen sein Pochen
Stunde um Stunde schreitet nun der Todesgesell dahin
und erntet die Seelen, die ihm zu gebühren scheinen.
Jene Todesnacht neigt sich schließlich dem Ende zu
der Himmel reißt auf und bringt das Leben zurück
Auf einem Sonnenstrahl reitet ein Mädchen einher
zärtlich streift sie des Eisgottes weiße Wange
Das in aller Schönheit erstrahlende Sternlein
übergibt jener Kreatur einen goldenen Kelch
prunkendes Licht fließt über deren Gestalt
und siehe: In Gold scheint er nun gehüllt
Er wendet ihr voller Trauer sein Antlitz zu
seine Augen leuchten in unsterblicher Liebe
Mit Todesklauen greift er sich an die Brust
das Licht weicht von ihm, Eis schmilzt dahin
Sein Panzer weicht des Lebens Übermacht
der Mantel fällt, ein entstellter Leib bleibt
kohlenschwarz nun, greift er in sich hinein
reißt ein gar eisig Herz aus ihm heraus,
Das Sternenmädchen küsst seine Wange
Tränen aus Eis rinnen wie Bäche dahin
Huldigend bietet er mit starren Fingern
des Eisgottes liebend Herz jener dar.
Ewigkeiten schon lieben sie einander
Licht und Schatten, Leben und Tod
Beide sind in Verdammnis geboren
Ihre Liebe ohne Erfüllung verloren.
Wann immer indes Leben und Tod einander begegnen
erwacht die unendliche Liebe in zwei lebenden Seelen
Auch Schuld und Sühne finden Gnade vor unserem Herrn
So dass selbst Leben und Tod in Liebe Erfüllung finden
© Sina Katzlach
c'est moi